Die Richtung ist vorgegeben – Union und SPD haben sich auf einen Koalitionsvertrag geeinigt, der die Weichen für die kommenden vier Jahre Regierungszeit stellt. Das hat natürlich auch Konsequenzen für die Menschen in Thüringen.
Umso beunruhigender dürften dabei Meldungen sein, die derzeit von Krankenkassen wie AOK, Barmer, DAK und Co. als Reaktion auf das Koalitionspapier zu hören sind. In Interviews ist von einem möglichen „Beitrags-Tsunami“ zu lesen, der auf die Versicherten zukommen könnte. Die Krankenkassen zeichnen zum Teil ein düsteres Bild davon, was wir bald zu zahlen haben.
AOK, DAK und Co. in Thüringen: Droht eine Preisspirale?
„Die Ausgaben im Gesundheitswesen steigen weiterhin deutlich – ein Trend, der sich 2024 besonders in den Bereichen stationäre Krankenhausbehandlung, Arzneimittelversorgung und ärztliche Leistungen zeigt“, erklärt AOK Plus-Chef Rainer Striebel auf Thüringen24-Anfrage. „Für die AOK PLUS bedeutet dies einen Anstieg der Ausgaben für Gesundheitsleistungen um rund acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Kostensteigerung wird sich auch im Jahr 2025 fortsetzen.“
+++ Thüringen: Dramatische Suche nach Mr. Johns! Plötzlich gibt es Hoffnung +++
Eine deutliche Anpassung der Beiträge sei aus diesem Grund unumgänglich, so der Krankenkassen-Chef. „Es ist jetzt von zentraler Bedeutung, dass die neue Bundesregierung gezielte Reformschritte einleitet – mit dem Ziel, nicht nur die Finanzierungsbasis des Gesundheitssystems zu sichern, sondern auch spürbare Verbesserungen für die Versicherten zu schaffen.“
„Das ist Gift für die Konjunktur“
Ähnliche Töne sind auch der DAK in Thüringen zu hören. Auf Anfrage verweist man uns hier auf ein Interview von DAK-Chef Andreas Storm mit der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“. Darin sieht er zumindest positiv, dass sich SPD und Union im Koalitionspapier zu einer Beitragsstabiliserung bekennen. Aber: Es fehle fast „an jeder konkreten Maßnahme zur finanziellen Stabilisierung des Gesundheitswesens“.
Aus diesem Grund sei ein „Beitragstsunami“ vorprogrammiert. „In der Pflegeversicherung droht bereits in diesem Jahr ein Beitragsanstieg, in der gesetzlichen Krankenversicherung spätestens zum Jahreswechsel eine massive Erhöhung des Zusatzbeitrags. Das bedeutet nicht nur eine Zumutung für versicherte Beschäftigte, Rentner und Arbeitgeber, das ist auch Gift für die Konjunktur“, so Storm.
Erheblicher finanzieller Druck
Kritik gibt es auch von der Barmer, die vor allem ankreidet, dass Union und SPD in Sachen Reform nicht stärker aufs Gaspedal treten. „In einer Größenordnung von rund 15 Milliarden Euro könnte die neue Bundesregierung so adhoc einen sehr wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Beitragssätze in der GKV und Pflegeversicherung leisten“, sagte der Barmer-Chef Christoph Straub in einer Mitteilung, aus der der MDR zitiert. Stattdessen werde eine Kommission eingesetzt, die erst 2027 Lösungsvorschläge auf den Tisch legen solle. Doch man stehe bereits jetzt unter erheblichem finanziellen Druck, bestätigt der Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt, Axel Wiedelmann, dem Sender.
Mehr News:
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es trotzdem. Zumindest rechnet die AOK Plus damit, 2025 mit einem Überschuss abschließen zu können. „Damit können wir unsere Mindestrücklage wieder auffüllen“, sagt AOK Plus-Chef Rainer Striebel. Ob die Beiträge auch nächstes Jahr noch einmal steigen könnten, konnte die Krankenkasse dabei noch nicht abschätzen. „Die AOK PLUS wird jedoch alles dafür tun, zum Jahresbeginn 2026 die Beiträge nicht erneut anheben zu müssen“, so eine Sprecherin.