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Thüringer Traditionsbrauer wird deutlich – „Das ist Wahnsinn, was dort abgeht“

Der Bierkonsum sinkt und ein Ende der hohen Kosten scheint nicht in Sicht. Mehrere Thüringer Traditionsbrauereien setzen jetzt ein Zeichen.

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Man kann es leider kaum anders beschreiben: Die Bierbrauer-Branche steckt in tiefen Schwierigkeiten. In Deutschland ist der Bierkonsum seit Jahren rückläufig und das schlägt sich auch in den Verkaufszahlen von traditionsreichen Biermarken nieder. Thüringen bildet da keine Ausnahme.

Aber auch andere Faktoren wie steigende Kosten und Löhne setzen den Brauereien zu. Mehrere regionale Betriebe haben sich deswegen jetzt zusammengetan und möchten mit einem gemeinsamen Event im April ein Zeichen setzen. Thüringen24 hat mit Jürgen Kachold, dem Geschäftsführer der Brauerei Saalfeld, über die Hintergründe gesprochen.

Thüringen: Mehr als nur ein Event für Bierliebhaber

Am 26. April – kurz nach dem Tag des Deutschen Bieres – startet die Apoldaer Biermeile. Den Teilnehmern wird eine neun Kilometer lange Wanderung rund um Apolda versprochen, bei welcher sie an acht Ständen die teilnehmenden Brauereien und deren Bier besser kennenlernen können. Der Abend wird dann in der Festhalle der Vereinsbrauerei Apoldaer ausklingen. Ein Fest für Bierliebhaber, doch für viele Brauereien steckt mehr dahinter als nur ein geselliges Event (wir berichteten).

Jürgen Kachold, Geschäftsführer des Brauhauses Saalfeld, erklärt: „Wir machen auf uns aufmerksam und zeigen, dass es auch noch regionale Produzenten gibt und nicht nur die Großen aus der Werbung und im Fernsehen.“ Denn die Lage sei ernst: Vor allem im Flaschenbier-Bereich gäbe es einen regelrechten Preisverhau. „Das ist Wahnsinn, was dort abgeht“, sagt Kachold. Kleine und mittlere Brauereien stehen unter Druck. Mit der Apoldaer Biermeile wollen sie den Konsumenten zeigen, dass sie auch noch existieren – und als regionale Brauereien zusammenhalten. Große Brauereien wie Krombacher oder Bitburger wären da fehl am Platz.

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Das Event entstand durch den engen Austausch unter den Brauereien. „Wir sind keine Konkurrenten. Wir sitzen ja alle in einem Boot, die kleineren und die mittleren Brauereien“, sagt Kachold. Ihnen würden die Größeren mit den billigen Preisen zu schaffen machen.

Thüringen: Der Absatz sinkt weiter

Dazu kommen weitere Probleme wie steigende Rohstoffpreise, hohe Personalkosten und immense Reparaturkosten. „Das müssen wir auch bezahlen, weil das kannst du nicht alles selbst machen, das geht nicht“, so Kachold. Wenn die Mindestlöhne weiter ansteigen, müssten auch die Brauereien mithalten, sonst fänden sie keine Leute mehr. Automatisierung könnte helfen, sei aber teuer.

Die Brauereien stecken in einer echten Zwickmühle. Der Absatz sinkt rapide weiter. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts sind alarmierend: Minus 10,6 Prozent sank der Inlandsabsatz im Februar 2025 im Vergleich zum Vorjahresmonat! Auch der März verlief lauf Kachold nicht besser. „Es war eine Katastrophe. Also so schlecht wie sonst irgendwas“, sagt der Geschäftsführer. Und das anscheinend in der gesamten Branche, bei den großen und kleinen Brauereien.

Problemzone ländlicher Raum?

Ob die Menschen weniger Geld ausgeben möchten oder weniger Bierdurst haben – woran genau das liegt, kann er nicht sagen. Klar für ihn ist allerdings: Das Trinkverhalten der jungen Leute habe sich verändert und die Gastronomie auf dem Land funktioniere nicht mehr gut. „Da macht ein Ding nach dem anderen zu. Und sobald das mal zu ist, wird das auch nicht wieder eröffnet werden“, erklärt er.

Ob sich das in der nächsten Zeit ändern kann, wüsste er nicht. „Rosig sieht es für uns definitiv nicht aus in der Branche. Das geht ja jetzt schon Jahrzehnte bergab“, erklärt er. Seine Hoffnung liege in der Expansion. Das Brauhaus Saalfeld verkaufe ihre Produkte mittlerweile auch in Gebieten, wie in Berlin, Sachsen und Brandenburg. Das müssten sie tun, „damit wir unsere Daseinsberechtigung haben“, erklärt er und ergänzt: „Es ist ein reiner Verdrängungswettbewerb.“


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Damit die Brauereien aber auch in Thüringen weiterhin stark bleiben, wollen sie jetzt bei der Apoldaer Biermeile ein Zeichen setzen – für Regionalität. Das Event zeigt, dass die kleinen Brauereien nicht kampflos aufgeben. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass das Wetter mitspielt – und die Bierliebhaber in Scharen kommen! Mehr Informationen zum Ablauf findest du >>>HIER<<<.