Eine seltene, aber gefährliche Infektionskrankheit sorgt aktuell für Aufsehen. In mehreren Bundesländern wurden neue Fälle gemeldet. Besonders brisant: Die Tier-Krankheit kann sich auch auf den Menschen übertragen – Fachleute sprechen von einer sogenannten Zoonose. Doch wie ist die Lage in Thüringen?
Die letzte Zoonose ist uns allen noch hinlänglich bekannt: Auch das Corona-Virus, das bei Ansteckung zu Covid geführt hat, war eine vermutlich über Tiere übertragene Krankheit. Damals sprach verdächtigte man Fledermäuse, in diesem Fall sind Feldhasen betroffen. Thüringen24 hat mit dem Umweltministerium in Erfurt gesprochen, um das Risiko für den Freistaat abschätzen zu können.
Thüringen: Hasenpest auf dem Vormarsch
Im Januar 2025 wurden bei zwei Feldhasen aus dem mittelhessischen Kreis Gießen die sogenannte Hasenpest nachgewiesen. Auch aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, dem Saarland und Niedersachsen wurden Fälle gemeldet. Das hessische Umweltministerium warnt daher eindringlich davor, Feldhasen, Wildkaninchen und Nagetiere wie Mäuse, Ratten oder Eichhörnchen zu berühren. Besonders bei Spaziergängen sollten Tiere, die sich auffällig zutraulich zeigen oder geschwächt wirken, keinesfalls angefasst werden.
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Vor allem Feldhasen sind betroffen. Sie zeigen oft auffälliges Verhalten, wirken teilnahmslos oder verlieren ihre natürliche Scheu. Genau das kann gefährlich werden. Denn beim Versuch, einem offenbar hilfsbedürftigen Tier zu helfen, besteht ein erhöhtes Risiko, sich zu infizieren. „Die Krankheit beginnt beim Menschen meist mit grippeartigen Symptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. In den meisten Fällen kann eine Behandlung mit Antibiotika erfolgen“, sagte das hessische Umweltministerium zur Deutschen Presse-Agentur. Und auch in Thüringen konnten jetzt einige Fälle nachgewiesen werden.
Auch Fälle in Thüringen nachgewiesen
Nach Angaben des Thüringer Landesamts für Verbraucherschutz wurde bei zwei Feldhasen zwischen 2023 und Anfang März 2025 eine Infektion mit dem Erreger der Tularämie – so der wissenschaftliche Name der Hasenpest – nachgewiesen.
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Betroffen waren ein Tier aus Thüringens Hauptstadt Erfurt im Jahr 2023 und eines aus dem Weimarer Land im Jahr 2024. Das teilte das Umweltministerium auf Nachfrage von Thüringen24 mit. Es bestehe daher weiterhin ein Risiko. Der Kontakt zu kranken oder verendeten Wildtieren sollte vermieden werden.
Wie man sich verhalten sollte
Die Hasenpest wird durch Stäbchenbakterien verursacht. Eine gezielte Bekämpfung der Krankheit bei Wildtieren ist laut Experten nicht möglich. Viele erkrankte Tiere sterben, nachdem sie stark abgemagert sind und Koordinations-Störungen zeigen. Eine Infektion des Menschen erfordert meist intensiven Kontakt, etwa beim Jagen oder Zerlegen von Wild. Jäger und Waldarbeiter sollten daher Einweghandschuhe und eine Maske tragen. Für die Thüringer, die keinen Kontakt zu Wild haben, besteht somit erst einmal keine Gefahr. Aber auch beim Verzehr ist Vorsicht geboten!
Das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz empfiehlt beim Umgang mit kranken und toten Wildtieren, insbesondere Hasen und Kaninchen, Staub- und Aerosolbildung zu vermeiden und Einmalhandschuhe, eine staubdichte Atemmaske sowie eine Schutzbrille zu tragen. Zudem müsse Wildbret vor dem Verzehr ausreichend erhitzt werden. „Auch in tiefgekühltem Wildbret ist der Erreger monatelang ansteckungsfähig“, heißt es.