Es sollte eine ganz normale Schicht werden. Doch für Sandra aus Erfurt wurde ein Arbeitstag zum Horrortrip.
Die langjährige DB-Mitarbeiterin erlitt nach einer Drohung im Reisezentrum des Erfurter Hauptbahnhofs einen Nervenzusammenbruch.
Thüringen: Der Albtraum im Zug
„Man steckt 100 Mal weg, was einem an den Kopf geknallt wird. Aber beim 101. Mal ist es zu viel“, sagte die 52-Jährige laut „Bild“ auf der ersten Sicherheitskonferenz des Thüringer Landesverbandes der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG in Erfurt. Demnach hatte ein banaler Vorgang rund ums Deutschland-Ticket zur Eskalation mit einem aggressiven Fahrgast geführt. „Wir sehen uns, ich warte draußen auf dich“, soll er gesagt haben. „Ich bin zusammengesackt und konnte nicht mehr“, schildert Sandra den Fall. Danach sei sie vier Wochen krankgeschrieben gewesen. Ein Schicksal, das sie offenbar mit immer mehr Kollegen teilt.
Denn die Gewalt in Thüringer Zügen nimmt weiter zu. Besonders betroffen: Die Strecke Erfurt-Suhl-Meiningen. Sie gilt inzwischen als „Bahnstrecke des Grauens“. Ein verzweifelter Brandbrief von Mitarbeitern der Süd-Thüringen-Bahn (STB) hatte im April 2024 für Aufsehen gesorgt: „Schlachtfeld Fahrgastraum“ – so beschrieben die Beschäftigten ihre tägliche Realität. Beleidigungen und Angriffe stünden auf der Tagesordnung.
+++ Thüringen: Neuer Gewalt-Hotspot! Minister kündigt drastische Maßnahmen an +++
Die Berichte der Bahn-Mitarbeiter reißen bis heute nicht ab. Bei ersten Sicherheitskonferenz in Erfurt meldeten sich zahlreiche Betroffene zu Wort. Laut „Bild“ soll eine Zugchefin des DB-Fernverkehrs auf einer Fahrt nach Hamburg von einem Fahrgast gewaltsam an die Wand gedrückt worden sein. Ihre Kollegin soll durch die Schläge des Angreifers eine schwere Gehirnerschütterung erlitten haben.
Thüringen: Politik verspricht mehr Schutz
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Eine Umfrage mit rund 4.000 EVG-Mitarbeitern ergab, dass 82 Prozent von ihnen bereits Anfeindungen in ihrem Job erlebten. Die Bundespolizei warnt: Im Vergleich zu 2019 sind die Gewaltdelikte in Bahnhöfen und Zügen um 42 Prozent gestiegen. Thüringen ist dabei keine Ausnahme. Im Gegenteil. Laut der Polizei war vor allem das Bahnpersonal von den Angriffen betroffen.
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Die Thüringer Landesregierung hat diese Entwicklung erkannt. Thüringens Infrastruktur-Minister Steffen Schütz (BSW) kündigte drastische Maßnahmen an. „Damit Zugfahren für Bahnpersonal und Fahrgäste wieder sicherer wird, verankern wir Sicherheitsstandards wie mehr Videotechnik und Sicherheitspersonal in neuen Verkehrsverträgen“, sagte er. Bereits ab Mai 2025 sollen auf fast einer Million Fahrplankilometern zusätzliche Sicherheitskräfte mitfahren.