Es war ein Treffen mit viel Bedeutung. Vertreter der Kirchen und die neue Thüringer Landesregierung sind zum gemeinsamen Gespräch zusammen gekommen – und schnell wurde klar: Besonders beim Thema Migration gibt es unterschiedliche Sichtweisen.
Während die Regierung auf eine Abschiebepolitik setzt, mahnen die Kirchen zur Besonnenheit. Landesbischof Friedrich Kramer fand klare Worte und warnte vor einer „pauschalen Abschieberhetorik“.
Thüringen: Kirche warnt vor harter Linie
Die Skepsis der Kirchen richtet sich vor allem gegen die geplante Abschiebehaft in Thüringen, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete. Die Brombeer-Koalition aus CDU, BSW und SPD strebt an, noch in diesem Jahr die ersten zehn Abschiebehaftplätze in Arnstadt zu schaffen – bis 2026 sollen es 37 werden. Kramer kritisierte die neue Landesregierung scharf: In der Migrationspolitik gebe es nicht nur Schwarz und Weiß, da viele Fälle individuell geprüft werden müssten.
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Seine Bitte an die Politiker: Eine menschenwürdige Ordnung der Migration. Bischof Ulrich Neymeyr sprach einen ähnlichen Wunsch aus. Er erinnerte daran, dass hinter jeder Abschiebung ein menschliches Schicksal steht. „Jeder Geflüchtete muss als Mensch gesehen werden“, betonte er. Die Kirchen halfen bereits in der Beratung von Migranten und haben daher ein umfangreiches Wissen in Sachen Integration.
Thüringen: Kirche fordert Blick aufs Einzelschicksal
Doch die Landesregierung bleibt hart. So sagte Ministerpräsident Mario Voigt (CDU): „Wir dürfen unser gemeinsames System auch nicht dadurch überfordern, dass wir die Augen verschließen vor Dingen, die tatsächlich nicht funktionieren.“ Gleichzeitig verwies Voigt auf die Bedeutung der Kirchen in Thüringen. Immerhin sei jeder vierte Thüringer christlich gebunden.
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Laut Voigt und den Kirchenvertretern sei das Gespräch konstruktiv gewesen. Man habe sich ausgetauscht, Gemeinsamkeiten ausgelotet und Verständnis für die jeweils andere Sichtweise gezeigt. Die Deutsche Presse-Agentur berichtete über das Treffen, das als ein erstes Stimmungsbild in der neuen politischen Konstellation gewertet werden kann. (mit dpa)