Veröffentlicht inThüringen

Thüringen: Schwarzer Lieferwagen rückt an – Nachbarschaft wird direkt hellhörig

Der Thüringer Tatortreiniger Joseph Wolfsberg sorgt regelmäßig für Aufsehen und bringt die Gerüchteküche zum Brodeln.

thueringen
© Vanessa Schubert

Tod und Trauer: Hier kannst du dir helfen lassen

Wenn sich der Thüringer Joseph Wolfsberg in seinem großen schwarzen Wagen auf den Weg zur Arbeit macht, bleibt dies selten unbemerkt und lässt nicht selten die Gerüchteküche an Ort und Stelle brodeln.

Kein Wunder, denn Joseph ist Tatortreiniger – das heißt, wenn er aufschlägt, ist in den allermeisten Fällen jemand gestorben. Wenn er mit seinem großen schwarzen Wagen zu den verschiedenen Wohnungen fährt, zieht er nicht selten die komplette Aufmerksamkeit der Nachbarschaft auf sich. Dabei ist auch schon die ein oder andere kuriose Situation entstanden, wie er im Gespräch mit Thüringen24 verrät.

Thüringer Tatortreiniger plaudert aus dem Nähkästchen

Wenn der Thüringer Tatortreiniger in einer Wohnung ankommt, dauert es meist nicht lange, bis die Nachbarn „plötzlich“ Wege erledigen müssen, wie den Müll runterbringen, mit dem Hund Gassi gehen oder sich auf der Straße „zufällig“ zum Plausch mit den anderen Anwohnern treffen. Denn nicht selten sei das große schwarze Auto mit dem Schriftzug „Tatortreiniger“ das erste, was nach dem Ableben eines Nachbarn bemerkt werde.

+++ Thüringer Tatortreiniger macht rührenden Fund – wenig später fließen die Tränen +++

„Wir hatten eine Leiche, die zwei Monate unentdeckt in der Wohnung lag und dann haben die [Nachbarn] uns gesehen und gefragt: ‚Was macht ihr denn eigentlich hier?‘ Da haben wir gesagt: ‚Na, der ist doch gestorben‘. Da kam die Antwort: ‚Nee wirklich? Wir dachten, der sitzt im Knast'“, erinnert sich der Thüringer Joseph an einen Fall und erzählt direkt weiter: „Das ist dann schon so, dass die Leute das teilweise nicht mal mitbekommen haben, dass ein Bestatter da war, Polizei da war, Feuerwehr da war. Die [Nachbarn] leben oft so in ihrem eigenen Kosmos, dass die erst wenn wir vor der Tür stehen, praktisch aufgeweckt werden.“

+++ Thüringen: Leiche bei Zwangsräumung entdeckt – was dann ans Licht kommt, macht sprachlos +++

thueringen
Der Tatortreiniger Joseph Wolfsberg plaudert im Interview mit Thüringen24 aus dem Nähkästchen. Foto: Vanessa Schubert

„Kriegen ganz oft Einladungen zum Kaffee“

Während die einen Nachbarn immer wieder Gründe haben, „zufällig“ am Auto oder an der Wohnung vorbei zu laufen, um zu beobachten, was Joseph und seine Tochter (die ebenfalls Tatortreinigerin ist) tun, gehen andere deutlich offensiver vor, wie der Thüringer erzählt: „Das Lustigste, was uns aufgefallen ist: Wir kriegen ganz oft Einladungen zum Kaffee trinken oder Mittag essen. Auch von Leuten, die zwei Eingänge weiter wohnen.“ Kurios, wie Joseph anfangs fand. „Wir haben uns immer gefragt: ‚Was haben die davon, dass die uns einen Kaffee und Kekse hinstellen?‘ Die [Nachbarn] wollen die Geschichten hören! Da gibt es ja immer wilde Gerüchte“, erzählt der Tatortreiniger.

+++ Thüringen: Nur Schnodder, aber kaum Schotter? Tatortreiniger spricht Lohn-Klartext +++

„Da liegt noch ne Leiche drin“, sei wohl so die gängigste Vermutung der Nachbarn. Was der Thüringer Tatortreiniger sofort dementiert. „Das stimmt natürlich nicht. Die Leiche ist ja dann schon weg. Wir machen nur das weg, was der Bestatter nicht mitnehmen kann, weil die Leichen sich ja wie Käse auflösen und dann in den Boden reinlaufen. Aber da werden dann eben wilde Gerüchte erzählt und dann wollen die [Nachbarn] eben aus erster Quelle wissen, was passiert ist und deswegen haben wir halt viele Essenseinladungen bei denen zuhause und die kochen dann und stellen uns einen Teller mit hin. Das ist immer ganz niedlich“, erzählt der Thüringer und muss dabei schmunzeln.


Mehr News:


Das das Auto des Thüringer Tatortreinigers so auffällig ist und alle Blicke auf sich zieht, hat übrigens einen guten Grund: „Unser Auto ist aus dem Grund so auffällig damit, wenn wir jetzt Wohnungen betreten und da auch Lärm machen, jeder sofort sieht, dass wir einen ‚offiziellen Auftrag haben‘, also dass keine Einbrecher am Start sind oder dass irgendjemand etwas klaut oder so“, führt Joseph final aus.