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Thüringen: Nur Schnodder, aber kaum Schotter? Tatortreiniger spricht Lohn-Klartext

Der Thüringer Tatortreiniger Joseph Wolfsberg spricht Lohn-Klartext. Denn viele Menschen haben ein völlig falsches Bild von der Bezahlung.

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© Vanessa Schubert

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Von Fotografen zum Musiker zum Tatortreiniger. Der berufliche Werdegang von Joseph Wolfsberg aus Thüringen ist sichtlich ungewöhnlich. Trotzdem bereut er seine Entscheidungen nicht. Der Beruf als Tatortreiniger macht ihm jede Sekunde Spaß und die Musik ist und bleibt seine Passion, sein Rückzugsort.

Manchmal sei Joseph bei seinen Einsätzen allerdings auch mit der „bitteren Realität“ konfrontiert. „Keiner weiß ja, wann er stirbt und deshalb sehen die Wohnungen oft schlimm aus. Da finden wir gelbe Briefe, rote Briefe, Androhung von Gefängnisstrafen. Bekommen mit, dass derjenige mit seiner Familie verkracht ist und ihm das Leben entglitt. Da denke ich mir dann immer: ‚Keine Sorge, mein Freund, ich bin für dich da. Ich räum das hier jetzt für dich auf'“, erzählt der Thüringer Tatortreiniger im Gespräch mit Thüringen24. Doch es gibt auch Schattenseiten in seinem Beruf, die viele gar nicht auf dem Schirm haben.

Thüringer Tatortreiniger packt über Geld aus

Dass der Beruf des Tatortreinigers nicht für jeden der Traumberuf ist, ist klar. Und oft besteht die Arbeit von Joseph daraus, sich durch dreckige Wohnungen zu kämpfen, verdorbene Lebensmittel auszusortieren und „Leichenschnodder“, wie es der Thüringer nennt, wegzuputzen. „Nach dem Tod fängt der Körper an sich zu zersetzen und zu verflüssigen – bis er eben irgendwann austrocknet und die Mumifizierung einsetzt“, erklärt Joseph. Anders als in seiner Musiker-Tätigkeit hat er nun ein geregeltes, stabiles Einkommen. Denn salopp gesagt „gestorben wird immer“ und es gibt nicht allzu viele Tatortreiniger in Thüringen. Das liegt laut Joseph vor allem auch an der Bezahlung.

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„Die meisten denken ‚Wow, der hat ein großes Auto – die leben den ganzen Tag in Saus und Braus'“, erzählt Joseph und muss dabei seufzen. „Das ist tatsächlich so, dass wir nach Gebäudereiniger-Tarif bezahlt werden. Es nimmt sich praktisch nichts, ob du Unterhaltsreinigung oder Tatortreinigung machst. Das ist im Grunde dieselbe Bezahlung“, spricht er Klartext und führt fort: „Nur dass du halt bei der Tatortreinigung nicht jeden Tag oder jede Woche dieselben Runden drehst, sondern du hast immer neue Fälle und du hast ein höheres Infektionsrisiko. Aber es wird nicht besser bezahlt als das Gebäudereiniger-Handwerk, weil wir sind eigentlich Gebäudereiniger mit der Zusatzausbildung als zertifizierte Tatortreiniger sind.“

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Joseph Wolfsberg ist Tatortreiniger und spricht im Interview mit Thüringen24 Lohn-Klartext. Foto: Vanessa Schubert

„Ist nicht so superbezahlt“

Um das Ganze verständlicher zu machen, zieht Joseph die Polizei als Beispiel heran – überspitzt natürlich. „Da sind die beispielsweise bei der SEK und bekommen 50 Euro mehr, haben aber das doppelte Risiko. So ist das hier auch.“ Worauf er hinaus will: Da Tatortreiniger nie wissen, was auf sie zukommt, welche Infektionsherde es gibt (von Leichenflüssigkeit über Schimmelsporen bis hin zu sämtlichen Krabbeltieren) ist der Aufwand durch Schutzmaßnahmen natürlich deutlich größer als bei „normalen“ Gebäudereiniger-Diensten. „Deswegen gibt es meiner Meinung nach auch so wenig Tatortreiniger. Weil das liegt nicht jedem und ist nicht so superbezahlt, wie es sich manche vielleicht vorstellen“, schließt der Thüringer ab.


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