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Thüringen: „Kampf gegen das Auto“? Park-Pläne sorgen für Wirbel

Droht in Thüringen die Parkplatz-Not? Eine Stadt hat Pläne für Neubauten veröffentlicht, die für Wirbel sorgen.

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© IMAGO/Gottfried Czepluch

Jena - das ist die „Lichtstadt“ Thüringens

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Auch in Thüringen sind Parkplätze knapp, vor allem in den Innenstädten ist es oft richtig eng. Zum Beispiel in Jena.

Neue Pläne für die Stadt in Thüringen könnten jetzt für weiteren Parkplatz-Wirbel sorgen. Bei den betroffenen Thüringern jedenfalls ist Frust vorprogrammiert.

Thüringen: Park-Pläne sorgen für Wirbel

Wohin mit dem Auto? Diese Frage beschäftigt derzeit viele Menschen in Jena. Denn die Thüringer Lichtstadt plant, die Zahl der vorgeschriebenen privaten Stellplätze bei Neubauten drastisch zu senken. Und das vor allem in Gebieten mit guter Nahverkehrsanbindung. Die Vorgaben könnten laut der Stadt bei bis zu 30 Prozent unter den landesweiten Vorgaben liegen. Konkret heißt das: Für ein Mehrfamilienhaus könnten statt einem Parkplatz pro Wohnung nur noch 0,7 Stellplätze vorgeschrieben sein.

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„Es geht hier nicht darum, jemanden umzuerziehen und einen Mangel an Stellplätzen zu erzeugen“, hieß es von Stadtentwicklungs-Dezernent Christian Gerlitz. Vielmehr passe sich die Stadt an ein verändertes Mobilitätsverhalten an. Viele junge Thüringer würden auf Führerscheine verzichten und auf Fahrräder, Fußwege oder den Nahverkehr umsteigen.

„Keinen ideologischen Kampf gegen das Auto“

Schon am kommenden Mittwoch (29. Januar) soll der Stadtrat in Jena über die Pläne abstimmen. Doch die Meinungen gehen auseinander. Während die CDU-Fraktion grundsätzlich zustimmt, mahnt sie zu Vorsicht. Die Parkplatznot in der Thüringer Stadt sei schon jetzt prekär und eine noch stärkere Reduzierung könnte die Situation weiter verschärfen. Ein Fraktionssprecher betonte, man dürfe „keinen einseitigen ideologischen Kampf gegen das Auto führen.“ Doch laut Gerlitz gibt es es auch Gegenteiliges: Einige Stimmen forderten sogar eine noch deutlichere Reduzierung von Stellplätzen.

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Jena könnte mit diesem Schritt eine Vorreiterrolle in Thüringen einnehmen. Doch, wie sieht es in anderen Städten aus?

  • Erfurt erlaubt bereits seit Jahren die Reduzierung von Stellplätzen – allerdings nur, wenn Alternativen wie Carsharing-Plätze geschaffen werden. Im Frühjahr soll geprüft werden, ob die Anforderungen angepasst werden
  • Weimar hält sich an die landesweiten Vorgaben und plant keine eigene Satzung
  • Städte wie Gotha, Suhl oder Gera haben bisher noch keine Entscheidung getroffen

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Nach Einschätzung von Frank Emrich, Direktor des Verbands der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw), könnte das Jenaer Modell gerade in dicht bebauten Städten wie Erfurt oder Weimar sinnvoll sein.

Was bedeutet das für Bauherren?

Die finanzielle Seite spreche eine klare Sprache: Laut Emrich kostet ein Stellplatz im Freien in Thüringen etwa 15.000 Euro, während ein Tiefgaragenplatz nicht unter 35.000 Euro zu haben ist. Bei einem Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen könnte eine Reduzierung von einem auf 0,7 Stellplätze pro Wohnung eine Ersparnis von rund 84.000 Euro bringen


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Das könnte auch Bauvorhaben retten, die bisher an den Kosten für Stellplätze scheiterten. „Insbesondere dann – und das ist in stark verdichteten Gebieten unausweichlich – wenn man das über Tiefgaragen machen muss“, sagte Emrich. Er berichtet sogar von Projekten, bei denen ein großer Teil der Tiefgaragen ungenutzt bleibe. (mit dpa)