Widerliche Szene in Thüringen!
Unbekannte haben in Apolda einen Schweinekopf vor einem jüdischen Gedenkort abgelegt. Jetzt herrscht Fassungslosigkeit in Thüringen.
Thüringen: Schweinekopf sorgt für Entsetzen
Wie die Thüringer Polizei mitteilte, muss es zwischen Freitagnachmittag und Samstagvormittag (3./4. Januar) zu der Tat gekommen sein. Demnach wurde der Schweinekopf vor dem Prager Haus in der Bernhard-Prager-Gasse abgelegt. Das Prager-Haus ist eine Gedenkstätte, die unter anderem der von den Nationalsozialisten deportierten und ermordeten jüdischen Familie Prager gewidmet ist.
Die Kriminalpolizei sicherte Spuren, der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung. Schon vor 15 Jahren war ein Schweinekopf vor dem Prager Haus abgelegt worden. Er gilt seit Jahrhunderten als Diffamierungssymbol gegen Juden – sogar gleich doppelt. Einerseits als allgemeines Schimpfwort und andererseits, weil orthodoxe Juden kein Schweinefleisch essen dürfen. Wer der Polizei Hinweise zur Tat geben kann, soll sich bei den Beamten unter der Telefonnummer 03641/810 melden.
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Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) und Innenminister Georg Maier (SPD) verurteilten die Schändung des Prager-Hauses aufs Schärfste. Für Antisemitismus dürfe es keinen Raum geben. Regierungschef Voigt sprach von einer respektlosen Tat und einer inakzeptablen Grenzüberschreitung. Diese sei „nicht nur ein Angriff auf die Würde des Ortes und die Erinnerung an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Apoldas, sondern auch ein klarer Ausdruck von Antisemitismus, der in unserer Gesellschaft keinen Platz hat“.
Auch Ex-Ministerpräsident Bodo Ramelow reagierte bestürzt. „Wer einen Schweinekopf vor einer jüdischen Gedenkstätte ablegt, der will die Erinnerung an den Holocaust Leugnen und seinem Antisemitismus freien lauf lassen“, schrieb der Linken-Politiker am Sonntag bei Facebook. „Wir stehen zusammen und wollen gegen diesen Ungeist ein Zeichen setzen. Um 15 Uhr solle es vor Ort (Bernhard-Prager-Gasse 8) eine Solidaritäts-Aktion geben.
Thüringer Linke: „Schweigen ist keine Option“
Die Thüringer Linken-Fraktion hat sich am Sonntagmittag auch klar positioniert. Die Schändung sei „eine abscheuliche Tat, die zeigt, wie tief antisemitische Stereotype auch im 80. Jahr nach der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus in vielen Köpfen verankert ist.“ Schon im vergangenen Jahr habe es nachweislich einen Anstieg antisemitischer Vorfälle gegeben. „Woche für Woche kommen in Thüringen antisemitische Taten hinzu. Es ist mehr als Zeit, entschlossener zu handeln und Antisemitismus konsequent und durch konkrete Maßnahmen zurückzudrängen“, hieß es von den Thüringer Linken. Vor allem aber müsse jeder Einzelne mithelfen und Widerspruch gegen antijüdische Narrative leisten, da wo sie auftreten: „Schweigen ist keine Option.“
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Auch ein anderer Fall aus Thüringen sorgt für Fassungslosigkeit. Die Polizei Weimar hat am Freitagabend einen jungen BMW-Fahrer beim Driften auf dem schneebedeckten Parkplatz der Gedenkstätte Buchenwald erwischt. Der 19-Jährige hat jetzt eine Anzeige am Hals. Die Polizei Weimar appelliert jegliches Driften zu unterlassen – insbesondere auf dem Gelände der Gedenkstätte Buchenwald.