Was wäre Thüringen ohne sein Handwerk? Mit rund 150.000 Beschäftigten zählen die Betriebe zu den wichtigsten Arbeitgebern im Freistaat. Und ausgerechnet hier kriselt es – in diesem Jahr vielleicht mehr als in den Jahren zuvor.
Die Handwerksbetriebe schauen jedenfalls mit mächtig Bauchweh auf das anstehende Jahr 2025. Etliche Mitarbeiter in Thüringen müssen wohl um ihren Job zittern.
Thüringen: Alarm-Signale aus dem Handwerk
Es sind deutliche und beunruhigende Worte vom Thüringer Handwerkstags-Chef: „Bisher haben die bestehenden Betriebe an ihrer Beschäftigtenzahl festgehalten. 2025 sind die wirtschaftlichen Erwartungen im Handwerk aber so schlecht, dass sich das ändern könnte“, sagte Thomas Malcherek am Montag (2. Januar) der Deutschen Presse-Agentur. Demnach rechne mehr als die Hälfte der Handwerksbetriebe im Freistaat damit, dass die wirtschaftliche Situation sich im Vergleich zu 2024 verschlechtert. Uff.
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„2025 wird ein schwieriges Jahr für das Handwerk“, so Malcherek. Das schlägt sich auch in den Investitionsplänen der Betriebe nieder. Laut einer Umfrage der Kammern plant ein sehr hoher Anteil nicht damit, sich neue Maschinen oder Anlagen zu besorgen. Von einer Erweiterung ganz zu schweigen. „Die Betriebe machen nur das Nötigste an Investitionen. Nicht zu investieren bedeutet, dass die Zuversicht fehlt“, so der Handwerkstags-Boss.
Viele Betriebe kämpfen mit Auftragsflauten
Es gibt aber auch ein paar Lichtblicke – etwa beim Nachwuchs. Momentan befinden sich knapp 8.000 junge Leute im Freistaat in einer Ausbildung im Handwerk. Im letzten Jahr sind etwa 3.000 Lehrverträge abgeschlossen worden. Malcherek sieht eine mögliche Trendwende: „Ich glaube, diese Zahl wird in den kommenden Jahren noch steigen. Das Handwerk hat wieder ein besseres Image bei Jugendlichen. Es gibt gute Chancen auch für Abiturienten.“
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In vielen Betrieben fehlt es darüber hinaus an Aufträgen. „Im Bau- und Ausbaubereich haben wir große Sorgen mit Ausnahme von Heizung und Sanitär“, erklärt der Kammer-Chef. Einige ältere Betriebsinhaber würden vorfristig schließen, weil es perspektivisch an einem Nachfolger fehle oder konjunkturbedingt Verluste drohten. Das sei ein Grund dafür, dass es nach wie vor Wartezeiten bei Aufträgen in einigen Gewerken im Baubereich gebe. Teilweise würden sich Betreibe verkleinern, die Kapazitäten stiegen nicht mehr.
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Die Handwerksbetriebe hoffen jedenfalls darauf, dass die Konjunktur bald wieder anspringt. Dann dürfte auch wieder mehr investiert werden, schätzt Malcherek. Das gelte auch für Teile des Elektro- und Metallhandwerks, die vor allem als Industriezulieferer arbeiten. (mit dpa)