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Thüringer von Zimmerkollegen genervt – doch durch ihn ändert sich sein Leben für immer

Max aus Thüringen war von seinem Zimmerkollegen total genervt. Damit kam der Stein ins Rollen. Jetzt hat er mit seinem besten Freund ein Start-Up.

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© IMAGO/ Panthermedia

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Wer eine Zeit lang in einer WG oder in einem Internat gelebt hat, der wird es wissen: So manche unliebsame Art der Mitbewohner kann einem mit der Zeit wirklich auf die Nerven gehen. Auch der Thüringer Max kann davon ein Lied singen. Denn jeden Morgen brachte ein bestimmtes Geräusch den damals 19-Jährigen um den Schlaf.

Doch eben dieses Geräusch bringt den sprichwörtlichen Stein ins Rollen. Nun haben Max und sein bester Freund Robin ein eigenes Start-Up-Unternehmen samt eigenem Produkt. Wie ein anfänglich nerviges Faible das Leben der beiden Thüringer komplett auf den Kopf stellt, liest du hier.

Thüringen: Wie aus einer nervigen Angewohnheit ein eigenes Start-Up wurde

Wer hätte wohl gedacht, dass die nervige Angewohnheit eines Zimmernachbarn zum eigenen Unternehmen führt? Die beiden 23-jährigen Freunde Max Grimm und Robin Kuprat sicher nicht. Doch im Leben kommt es eben immer anders, als man denkt. „Mit 19 Jahren war ich in Weimar im Internat. Ich hab mein Leben lang eigentlich Musik gemacht“, erinnert sich Max im Gespräch mit Thüringen24. „Und da hab ich mit einem Schlagwerker zusammengewohnt auf dem Zimmer und der hat sehr viel Filterkaffee getrunken. Den hat er vor gemahlen gekauft und sich den literweise am Tag reingezogen.“ Bei der Erinnerung muss Max selbst Lachen.

„Dann hat er sich zu Ostern von seinen Eltern so eine Handmühle kaufen lassen – das heißt, er hat mich von da an sehr früh morgens mit dem Geräusch dieser Handmühle geweckt. Das hat mich sehr krass genervt. Und ich dacht mir nur so ‚Hä? Warum gibt man Geld für sowas aus, wenn man damit doch mehr Arbeit hat?'“, erzählt der 23-Jährige. Die Antwort seines Zimmerkollegen lautete „Ich kann jetzt meinen Mahlgrad einstellen und meine Extraktion beeinflussen“. „Das fand ich erst lustig und ein bisschen affig und dann richtig interessant“, so Max. Und so nahm die Geschichte seinen Lauf.

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Denn statt für die nächste Klausur zu lernen, tauchte Max in die „Kaffee-Physik“ ab, wie er sie selbst bezeichnet. Recherchierte zu den Themen Extraktion und taucht komplett in die Welt der Kaffeezubereitung ein. Die erste Siebträgermaschine lies nicht lange auf sich warten. „Ich bin damals auf meine erste ‚Low-Level‘-Siebträgermaschine gestiegen – und hatte wahnsinnig viel Frust“, gibt Max im Gespräch mit Thüringen24 zu. Auch das zweite Model habe irgendwann den Geist aufgegeben. „Ich dache halt, ‚Komm, ruf Robin an und wir machen uns einen chilligen Sonntag und wir reparieren die'“, erzählt Max. Währenddessen sprudelten Tausend Gedanken durch die Köpfe der beiden. „Was könnte man machen? Was könnte man besser machen und wie kann man das digitalisieren? Wie kann man das besser machen?“

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„Schmeckt er anders oder total scheiße“

Das, was an einem „chilligen Sonntag“ seinen Lauf genommen hat, mündete in einem eigenen Start-Up namens „MARO“ samt eigener Siebträgermaschine „Model 1“ – und mit diesem Gerät wollen die Thüringer nun die Kaffee-Welt revolutionieren. „Bei den traditionellen Maschinen hast du oft Probleme. Weil sie Boiler-basiert sind, hast du sehr lange Aufheizungszeiten, teilweise zwischen 20 und 40 Minuten, bis du deinen Kaffee ziehen kannst. Das bedeutet auch, dass du einen hohen Energieverbrauch hast“, erklärt der 23-Jährige. Was ebenso ein Problem ist, dass besonders im Alltag zu buche schlägt: konventionelle Siebträgermaschinen gewährleisten keine Reproduzierbarkeit.

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Was kompliziert klingt, ist einfach erklärt: „Die Maschinen schaffen es in den meisten Fällen nicht, dass sie jedes Mal beispielsweise die gleiche Temperaturen, den gleichen Temperaturverlauf liefern, was bedeutet: Du machst dir einmal einen Kaffee, hast alles eingestellt, fummelst rum und der Kaffee schmeckt geil – und das nächste Mal, fünf Minuten später, machst du den Kaffee genauso und er schmeckt anders oder sogar total scheiße“, bringt es der Thüringer auf den Punkt.

Thüringer revolutionieren den Kaffee-Markt

Alles Probleme, die Max und Robin ausgemerzt haben. „Wir haben bei der ‚Model 1‘ eben keinen zwei Liter Boiler gemacht, sondern eine komplette Durchlauferhitzer-Technologie. So wird eben nur dann Strom verbraucht, wenn auch Wasser durch die Maschine fließt. Wir beheizen eben so nur jeden Milliliter Wasser, der durch die Maschine fließt und gebraucht wird mit genau der Energie, die dafür nötig ist“, erklärt Max. Denn die beiden haben auf ihre Siebträgervariante noch ein „digitales Interface draufgeknallt“, wie der 23-Jährige stolz erzählt. „Weil wir der Meinung sind, man kann mit Hilfe von Displays die Leute genau da abholen, wo sie sich gerade befinden.

Die einen fangen gerade erst mit dem Zubereiten von Espresso an und wollen eigentlich erstmal klar kommen mit dem ganzen Handwerk“, beschreibt Max. Andere seien schon tief im Kaffee-Game. Die drei verschiedenen Modi holen alle ab. Von Newbie bis Kaffee-Nerd. Im „Extreme Mode“ können Kaffee-Begeisterte unter anderen Druckkurven bauen, die von der Maschine abgefahren werden.


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„Es ist safe eine Nische, aber wir haben ein Produkt gemacht, was den Leuten, die sich in dieser Nische tummeln richtig viel Spaß macht“, freut sich Max. Die beiden wissen auch, dass alleine durch die Preisgestaltung ein bestimmtes Klientel angesprochen wird. Denn die „Model 1“ kostet um die 5.000 Euro. Sicherlich nicht für den Geldbeutel etwas. „Persönlich könnt ich sie mir auch gerade nicht kaufen. Aber das liegt auch einfach daran, dass man jeden Cent, der über ist ins Start-Up und die Entwicklung steckt“, erzählt Max lachend.

Bisher komme ihre Model 1 jedenfalls sehr gut an. „Uns geht es dahingehend sehr gut“, schwärmt der 23-jährige Thüringer. „Unsere Kunden sind im Durchschnitt sehr ‚aware‘ damit, was sie kaufen und was sie tun. Wir bekommen geiles Feedback und wir haben mit dem, was wir da reinentwickelt haben, dieses Alltagserlebnis einmal grundlegend auf den Kopf gestellt“, ist sich Max sicher. Na zum Glück hat damals sein Zimmerkollege in Weimar mit seiner Kaffeemühle so einen Krach gemacht.