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„Lost Place“ in Thüringen wird wieder Leben eingehaucht! „Hat sehr gelitten“

Ein historisches Gebäude in Thüringen ist über die Jahre mehr und mehr zu einem „Lost Place“ verkommen. Jetzt soll es wiederbelebt werden.

lost place thueringen
© Privat

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Es ist ein Gebäude mitten in Thüringen, das auf eine mehr als 90-jährige Geschichte zurückblickt. Es wurde von den Nazis erbaut, war zu DDR-Zeiten und auch danach ein Funkhaus – und wurde zuletzt immer mehr zu einem „Lost Place“. Über 20 Jahre stand das Haus komplett leer und verfiel vor allem innerlich mehr und mehr.

Bis jetzt. Martin Kranz hat für das Gebäude in Thüringen eine eigene Stiftung gegründet und konnte es offiziell in einer Versteigerung erwerben. Seine Pläne für den „Lost Place“ sind groß – aber vor ihm und seinem Team steht ein riesiger Berg an Arbeit. Thüringen24 hat sich mit ihm über sein einzigartiges Projekt im Freistaat unterhalten.

„Lost Place“ in Thüringen soll gerettet werden

„Die Geschichte des alten Funkhauses oder der Nietzsche-Gedächtnishalle begann bei mir im Herbst 2021“, erinnert sich Kranz. Er saß damals zusammen mit einem ehemaligen Bauhaus-Studenten am Tisch, als das Gespräch plötzlich auf die alte Sendehalle umschwenkte. „Zusammen mit einigen Freunden hatte er sich dem angenommen. Die hatten da irgendwelche Räume gemietet, Garagen gemietet, Ateliers gemietet und wollten das gerne entwickeln, weil sie erkannt haben, was da für ein Potential drin steckt“, so Kranz. „Aber wie das so oft ist, meistens scheitert es ja dann doch am Geld.“

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Kranz kannte das Gebäude natürlich. Immerhin wirkt er nicht erst seit gestern in der Kultur-Szene der Goethestadt. Er hatte sich in der Vergangenheit in Weimar unter anderem als Intendant der Achava-Festspiele einen Namen gemacht. Die genauen Details der alten Sendehalle waren ihm zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht bewusst.

Versteigerung am 4. November

„Dann kam dazu, dass ich von mehreren Seiten angesprochen wurde, auch vonseiten der Gläubiger, die in dem Gebäude drin sind und waren“, so Kranz. „Dann habe ich mir Gedanken gemacht und geschaut, ob es für unsere Arbeit das Richtige wäre.“ Nach einigen Monaten intensiver Beschäftigung mit dem „Lost Place“ stand der Entschluss dann fest: Die Sendehalle sollte gerettet werden. Wenig später lag das Entwicklungskonzept auf dem Tisch und nach und nach kamen immer mehr Förderpartner zusammen, die das Projekt immer realistischer erscheinen ließen.

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Am 4. November 2024 kam es schließlich zur Versteigerung – und der Gebäude-Komplex wechselte von einem Tag auf den anderen den Besitzer. Es ist das Ergebnis von über drei Schaffensjahren für Martin Kranz und sein Team. Aber die eigentliche Arbeit geht jetzt erst los.

„Innen ist es absolut vermüllt“

„Man muss sich vorstellen, dass dieses Gebäude seit dem Jahr 2000 leer steht“, erklärt Kranz. In diesem Jahr ist der MDR aus dem Funkhaus nach Erfurt gezogen und suchte anschließend nach einem Investor für die Räumlichkeiten. „Das hat sechs Jahre gedauert, bis sich jemand fand“, so Kranz. Ein russischer Investor erwarb das Gebäude, soll dann aber nichts mehr in die Lokalität investiert haben. „Also im Grunde genommen hat er dieses Gebäude von 2006 bis 2024 einfach nur stehengelassen“, erklärt der neue Besitzer. „25 Jahre Leerstand, da kann man sich vorstellen, was das heißt. Zum Glück war fast immer das Dach dicht und die Fenster waren fast immer vorhanden, aber innen hat es sehr gelitten.“

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„Gerade in den letzten Jahren wurden dort illegale Partys gefeiert, Nomaden sind eingefallen in das Haus. Innen wurde ein großer Teil kaputtgemacht, Inneneinbauten herausgerissen, alle Heizkörper herausgerissen, wahrscheinlich verkauft, Kabel aus der Wand gerissen, das Kupfer verkauft. Also innen ist es absolut vermüllt.“

Martin Kranz

Immerhin die Bausubstanz befindet sich nach wie vor in gutem Zustand. „Und die historische Substanz ist in ihrem Grund noch erhalten“, freut sich Kranz.

Jetzt steht erst einmal eine Generalsanierung vor der Tür, um aus der Sendehalle einen offenen Begegnungsraum zu machen. Im Gebäude seien nämlich die „historischen Kipppunkte“ der deutschen Geschichte „hervorragend ablesbar“, wie Kranz es beschreibt.


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Bis die Tore aber öffnen können, werden wohl noch mindestens zwei bis drei Jahre ins Land ziehen. Wie gesagt: Es gibt eben viel zu tun.