Wiegand-Glas, eine der ältesten Glasfirmen Deutschlands, blickt auf stolze 450 Jahre Tradition zurück. Das Unternehmen aus Steinbach am Wald ist tief verwurzelt in Thüringen und beliefert viele bekannte Getränkemarken wie Hohes C und Jägermeister.
Täglich werden in den drei Standorten Großbreitenbach, Schleusingen und Ernstthal in Thüringen über acht Millionen Flaschen produziert, und das in Rekordzeit. Allein im Werk in Schleusingen verlassen jede Minute 2.500 Glasflaschen das Fließband.
Thüringen: Umstieg mit Hindernissen
Doch der Traditionsbetrieb steht vor einer großen Herausforderung: Der Umstellung von Erdgas auf Strom und erneuerbare Energien. Ein Kraftakt, denn die Wiegand-Werke verbrauchen so viel Energie wie eine ganze Großstadt. „Wir sind aktuell in einer sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation“, sagte der Bundesverband Glas-Chef gegenüber „InSüdthüringen“.
Einfach auf „Grün“ umzuschalten sei leichter gesagt als getan. Die Schmelzwannen, das Herzstück der Glasproduktion, müssten durchgehend auf Höchsttemperatur gehalten werden – rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Eine kurzzeitige Energieunterbrechung würde die Glasmasse erstarren lassen und die Produktion lahmlegen. Daher könne eine Umstellung nur bei „abgeschriebenen“ Schmelzwannen erfolgen, die ohnehin ersetzt werden müssten.
Thüringen: Forschung und Hoffnung auf die Zukunft
Die geplanten E-Schmelzwannen stellen Wiegand und die gesamte Glasindustrie vor große Investitionen und Risiken. Rund 4,5 Milliarden Euro werden für die Umstellung in Deutschland geschätzt. Für Wiegand bedeutet das allein in Steinbach eine Investition von 50 Millionen Euro. Die Infrastruktur ist jedoch noch nicht bereit für den enormen Strombedarf, und ein neues Umspannwerk ist für die Region nötig, damit die Glaswerke überhaupt die benötigte Energie beziehen können.
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Zudem steht der Job von rund 8.000 Menschen in der thüringischen Glasindustrie zwar nicht unmittelbar auf dem Spiel, doch die Lage ist angespannt. Mit den Herausforderungen durch hohe Energiepreise und die nötige Umstellung auf klimaneutrale Produktion wächst die Unsicherheit unter den Beschäftigten in dieser für die Region so wichtigen Branche. Trotz aller Herausforderungen will Wiegand-Glas an der Umstellung festhalten.