In Thüringen zieht ein geplantes Industrieprojekt ungeahnte Kreise und sorgt für hitzige Debatten: Ein südkoreanisches Unternehmen plant in Gera eine moderne Anlage, die der Region wirtschaftliche Impulse geben könnte. Doch die Ankündigung hat nicht gerade Hoffnung geweckt, sondern eher tiefe Risse in der Stadtgemeinschaft offenbart.
Die Frage steht im Raum: Bringt die Anlage tatsächlich Fortschritt für die Thüringer Region – oder droht Gera, einen hohen Preis dafür zu zahlen?
Thüringen: Hoffnung oder Risiko?
In der ostthüringischen Stadt Gera spaltet ein ehrgeiziges Industrieprojekt die Meinungen. Ein südkoreanisches Joint Venture (eine Partnerschaft mehrerer Unternehmen) plant, hier eine hochmoderne Recyclinganlage für Batterien zu errichten – ein Vorhaben, das in Zeiten des wachsenden Umweltbewusstseins eigentlich Beifall finden könnte. Doch statt Begeisterung regt sich Skepsis. Bei vielen Bürgern und sogar etablierten Unternehmen herrscht Unmut über die Ansiedlung, die Sorgen um die Zukunft ihrer Stadt und die möglichen Auswirkungen auf bestehende Arbeitsplätze weckt.
Oberbürgermeister Kurt Dannenberg (CDU) brachte die Sorgen dieser Kritiker auf den Punkt und warnte davor, dass die geplante Recyclinganlage bestehende Betriebe gefährden könnte. Die Firma Electronicon, die in Gera seit Jahren erfolgreich Kondensatoren herstellt, äußerte deutliche Bedenken um ihren Produktionsstandort. „Es ist bedenklich für die Stadt, wenn durch die eine Ansiedlung möglicherweise eine andere gefährdet wird“, erklärte Dannenberg. Nicht nur Unternehmen, sondern auch der Kreisbauernverband habe Einwände angemeldet – und die Stadtverwaltung sieht sich einem wachsenden Druck von allen Seiten ausgesetzt.
Wie geht es weiter in der Entscheidung?
Hinzu kommt die Art und Weise, wie die Ansiedlung vorangetrieben wurde. Der Oberbürgermeister kritisiert die schnelle Entscheidung des Stadtrats im vergangenen Jahr. Die Entscheidung fiel nur sieben Tage nach der ersten öffentlichen Ankündigung. Diese Kurzfristigkeit bezeichnete Dannenberg als „kommunikatives Desaster“. Kritiker bemängeln die unzureichende Berücksichtigung von Unternehmen wie Electronicon und der Anliegen von Bürgern und Interessenvertretern. Angesichts von etwa 7.800 formellen Einwendungen gegen das Vorhaben sind die Stimmen der Kritiker schwer zu überhören.
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Am Mittwoch nun steht ein offizieller Erörterungstermin mit dem Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz an. Die dort eingegangenen tausenden Einwände machen deutlich, dass sich hier eine wachsende Front gegen das Recyclingprojekt formiert. (mit dpa)