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Thüringer Handwerk schlägt Alarm – „Zukunftsaussichten auf einem Tiefpunkt“

Die Konjunktur in Thüringen stagniert. Die Handwerkskammer schlägt deshalb Alarm – und stellt klare Forderungen an die Landesregierung!

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Das sind die größten Traditionsbetriebe Thüringens

Diese Betriebe spielen eine wichtige Rolle in der Wirtschaft und der Innovationskultur Thüringens.

Die Handwerksbetriebe in Nord- und Mittelthüringen schlagen Alarm! Die Konjunktur tritt auf der Stelle, und die Zukunftsaussichten sind düsterer denn je.

Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein, schlägt klare Töne an: „Für uns ist das ein echtes Warnsignal und gleichzeitig ein Appell an eine verlässliche Politik.“ Was das für Thüringen bedeutet, liest du hier.

Thüringer Handwerk schlägt Alarm

Die neueste Herbstkonjunktur-Umfrage der Handwerkskammer Erfurt offenbart düstere Zukunftsaussichten für Thüringen: Gerade einmal 7,9 Prozent der Befragten rechnen mit einer Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage. 30 Prozent hingegen gehen davon aus, dass ihre Geschäfte einbrechen werden. Die restlichen 63 Prozent hoffen immerhin, dass die Lage stabil bleibt. Ein Lichtblick? Wohl kaum. Das teilt die Handwerkskammer Erfurt in einer Pressemitteilung mit. Lobenstein ergänzt: „Obwohl sich die Lage im Handwerk nach den multiplen Krisen der vergangenen Jahre weitestgehend stabilisiert hat und besser eingeschätzt wird als im Herbst 2022, krachen die Zukunftsaussichten auf einen Tiefpunkt. Die schwierige politische und wirtschaftliche Lage im Freistaat, in Deutschland und der Welt verunsichert die Betriebe nach wie vor.“

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Besonders schwierig sieht es im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe aus, wie die Statements von zwei Unternehmern aus dem Eichsfeld zeigen. Elektromeister Christian Stock beschreibt die angespannte Lage so: „Wir haben in den letzten Jahren viele der negativen Entwicklungen zu spüren bekommen.“ Insolvenzen von Partnerfirmen, ausbleibende Zahlungen und drastische Preissteigerungen hätten den kleinen Betrieben massiv zugesetzt. Auch Othmar Ernst von der Ernst & Herwig Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG bestätigt, dass die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen für mittelständische Unternehmen immer größer werden: „Die tariflich vereinbarten Lohnsteigerungen lassen sich nicht 1:1 an den Endkunden weitergeben.“

Geschäftsklimaindex leicht gesunken

Der aktuelle Geschäftsklimaindex liegt bei 97 Punkten – ein leichter Rückgang im Vergleich zum Frühjahr, aber immerhin ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch die hohen Energiepreise, steigende Zinsen und eine enorme Steuer- und Abgabenlast drücken schwer auf die Schultern der Handwerksbetriebe. „Mit diesem Druck im Nacken – sowohl finanziell als auch bürokratisch – scheuen die Unternehmen derzeit von Investitionen zurück. Wer nicht investiert, ist von der Zukunft nicht überzeugt“, warnt Lobenstein.

Die Konjunkturumfrage zeigt, dass der Fachkräftemangel weiterhin das Hauptproblem im Handwerk bleibt. Viele Betriebe haben enorme Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden. Der Umsatzeinbruch hält derweil an, wenn auch in gemäßigter Form. Doch während die meisten Betriebe mit sinkenden Umsätzen kämpfen, bleiben die Auftragsbücher zumindest noch gefüllt. Dies puffert die schwache Nachfrage etwas ab und sorgt dafür, dass die Stimmung insgesamt noch nicht komplett am Boden ist.

Handwerk fordert politische Entlastung und Investitionsanreize

„Um Zuversicht zu schöpfen, brauchen die Betriebe bessere Bedingungen, echte Entlastungen und sinnvolle Investitionsanreize“, fordert Lobenstein. Vor allem im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe müssten dringend schlankere Bauordnungen her, um die Kosten nicht weiter in die Höhe zu treiben. Auch verzögerte Bebauungspläne und langwierige Baugenehmigungsverfahren seien ein enormes Hindernis für Investoren.


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Der Appell an die Politik ist deutlich: „Um eine lang anhaltende Rezession zu verhindern, sind verlässliche politische Entscheidungen unerlässlich. Hier ist die neue Landesregierung Thüringens gefragt“, betont der HWK-Präsident. Der Wirtschaftsstandort Thüringen müsse nachhaltig gestärkt werden, damit das Handwerk auch in Zukunft seine Stärke zeigen kann. „Deshalb muss Wirtschaftspolitik zur Chefsache werden“, so Lobenstein.