In Thüringen brodelt es: Tierschützer schlagen Alarm. Doch bisher stoßen ihre Forderungen auf taube Ohren. Im MDR verteidigte der zuständige Amtstierarzt seine Meinung gegen eine Katzenschutzverordnung im Weimarer Land. Indes legen die Tierschützer Zahlen auf den Tisch.
Das Drama im Weimarer Land spitzte sich im Sommer zu – zunächst mit einem leblosen Katzenkörper am Straßenrand. Doch schnell war klar: Die tote Mutterkatze war nur die Spitze des Eisbergs! Nachforschungen führten schließlich zu einem erschreckenden Ergebnis: Dutzende scheinbar herrenlose Katzen – viele krank, verwahrlost, tot – vegetierten in der Umgebung vor sich hin. Bilder, die einen verfolgen. (Thüringen24 berichtete, hier alle Infos).
Thüringen: Tier-Tragödie löst Debatte aus
Der Schreckensfund auf dem Gelände in Frankendorf entwickelte sich zum Politikum. Denn er steht für die Tierschützer symbolisch für das Leid und Elend, dass streunende Katzen auch hier in Thüringen erfahren. Ohne eine umfassende Katzenschutzverordnung sei das Leid dieser Tiere nicht zu stoppen. Ein Brandbrief an das Landratsamt folgte (Mehr dazu hier). Doch während sie verzweifelte Appelle an die Behörden richten, zeigt sich der verantwortliche Amtstierarzt stur – und das trotz positiver Bilanz seiner Kollegin. Mit Zahlen wollen die Tierschützer ihre Forderung nun untermauern.
Wie der MDR berichtet, seien im Weimarer Land zuletzt über 800 freilaufende Katzen gezählt wurden. Davon überwiegend kranke oder verletzte Tiere, die erhebliche Schmerzen leiden, wie die Sprecherin des „Bündnis Katzenschutzverordnung Weimarer Land“ zitiert wird. Eine Katzenschutzverordnung würde nach Überzeugung der Tierschützer nicht nur das Elend verringern, sondern auch die Vermehrung eindämmen.
Thüringen: Behörde hält gegen Katzenschutzverordnung
Anstelle einer Katzenschutzverordnung setzt man im Weimarer Land jedoch auf punktuelle Maßnahmen. Wenn kranke Tiere gesichtet und gemeldet werden, greift das Veterinäramt ein – kastriert, versorgt und setzt sie zurück. Ein Plan, der aus Sicht der Behörde genügt, für die Tierschützer aber nicht mehr als Sisyphusarbeit bedeutet.
Lange nicht alle Streuner würden gefangen, lange nicht alle Hauskatzen freiwillig kastriert. Das Problem bleibt: Immer mehr unkontrollierte Vermehrung, immer mehr kranke Tiere. Ein Teufelskreis, den die Tierschützer nicht mehr allein bewältigen können. Schon in Frankendorf befürchteten sie: „Wenn wir hier nicht durchkastrieren, haben wir im nächsten Jahr wieder das Problem. Und dann gehen erneut Landesmittel drauf.“
Weimar als Vorbild – aber nicht für Kleinhans
Amtstierärztin Madeleine Spielvogel aus Weimar kann dies nur bestätigen. Seit fünf Jahren sorgt in Weimar-Stadt die Verordnung dafür, dass Katzenbesitzer ihre Tiere kastrieren, chippen und registrieren müssen. Im MDR zieht sie Bilanz: weniger herrenlose Katzen, weniger Krankheiten, und auch die Tiere selbst seien friedlicher geworden.
Doch trotz der Werbung seiner Kollegin hält der Amtstierarzt im Weimarer Land weiter dagegen. Die Situation in der Stadt sei nicht vergleichbar mit der auf dem Land, argumentiert Kleinhans in dem Bericht. Immerhin leben in der Stadt die Katzen auf engerem Raum, was die Verbreitung von Krankheiten natürlich begünstigt. Auf dem Land hingegen hätten sie genug Auslauf. „Man muss mit den Menschen reden und auf Freiwilligkeit setzen“ – das würde auf lange Sicht mehr bringen, meint der Amtstierarzt gegenüber dem MDR.
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Die Verzweiflung der Tierschützer wächst. Während in Weimar nachweislich Erfolge zu verzeichnen sind, werden konzentriert sich das Weimarer Land weiter auf Symptombekämpfung und Brennpunkt-Arbeit. Die Behörden setzen auf Freiwilligkeit – doch für die Tierschützer ist diese Strategie längst gescheitert. Ob die Forderungen nach einer Katzenschutzverordnung etwas bewirkt, bleibt abzuwarten.