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Thüringen-Wahl: Anti-AfD-Plakate sorgen für Wirbel! „Wie menschenfeindlich das Gedankengut ist“

Kurz vor der Thüringen-Wahl tauchen in einer Stadt etliche Anti-AfD-Plakate vor Statuen auf. Hier erfährst du mehr zu den Hintergründen.

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© Fridays for Future Jena

Reden wir drüber: Inwieweit stehen die Thüringer wirklich hinter der AfD?

Kurz vor der Landtagswahl 2024 in Thüringen fragen wir die Menschen dort, ob sie sich von der AfD tatsächlich gut vertreten fühlen und welche Potenziale sie sehen.

Am Freitagmorgen (30. August) haben sich etliche Anwohner in Jena auf dem Weg zur Arbeit bestimmt die Augen gerieben. An mehreren Statuen und Blickfängern in der Stadt sind über Nacht mehrere Anti-AfD-Plakate aufgetaucht. Wer genau sie kurz vor der Thüringen-Wahl aufgehängt hat, ist noch nicht klar. „Fridays for Future Jena“ hat sich zwischenzeitlich aber mit der Aktion solidarisiert.

Auf den Plakaten sind einigen – auch vermeintliche – Zitate von AfD-Politikern zu lesen. Was genau es mit der Aktion vor der Thüringen-Wahl auf sich hat, liest du hier.

Thüringen-Wahl: Plakat-Aktion sorgt für Wirbel

Carl Zeiss, Friedrich Schiller, Paul Johann Anselm von Feuerbach – sie alle hatten plötzlich Plakate mit mutmaßlichen Zitaten von AfD-Politikern und -Funktionären vor sich. Dazu in rot der Hashtag: „noAfD“. Sie wurden in der Nacht zu Freitag dort platziert und laut „Fridays for Future Jena“ von „politischen Aktivist*Innen“ verteilt. Die Ortsgruppe der Klima-Aktivisten solidairisiert sich demnach mit der Protestaktion, hat sich zu ihr aber gegenüber Thüringen24 bisher nicht bekannt.

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„Wir unterstützen diese Aktion, denn für uns steht fest, dass unser Kampf für Klimagerechtigkeit immer auch ein Kampf für eine lebendige Demokratie ist“, sagte Nico von „Fridays for Future“. Ein weiteres Mitglied ergänzt: „Ganz klar, diese Zitate zeigen, wie menschenfeindlich das Gedankengut ist, das die AfD verbreitet. Wir möchten für eine andere Welt stehen: Für eine Welt des Miteinanders, in der Menschen in ihrer Vielfalt und in ihrer Unterschiedlichkeit Platz haben. Deshalb fordern wir alle Leute dazu auf, am Sonntag demokratisch zu wählen.“

Zitate „größtenteils richtig“

Viele der Zitate fanden zum ersten Mal im Jahr 2020 in einem Facebook-Beitrag des Publizisten und Ex-CDU-Politikers Jürgen Todenhöfer größere Aufmerksamkeit. Das Recherche-Medium „Correctiv“ hatte sie ausführlich analysiert und festgestellt, dass die meisten von ihnen „größtenteils richtig“ seien. Einige Zitate sind demnach allerdings unbelegt – und finden sich so auch auf den Plakaten, die in Jena verteilt worden sind.

Zu diesen gehört ein mutmaßliches Statement von Sandro Hersel, der von 2016 bis 2021 Mitglied im Landtag in Mecklenburg-Vorpommern war. „Das Zitat soll aus Chatprotokollen des AfD-Politikers Holger Arppe stammen“, schreibt dazu das Recherche-Kollektiv. Hier soll Hersel geschrieben haben: „Brennende Flüchtlingsheime sind kein Akt der Aggression.“

Die Echtheit dieses Zitates konnte von „Correctiv“ in seiner Recherche nicht bestätigt werden. Allerdings wurde Arppe wegen seiner eigenen vermeintlichen Äußerungen im Chat laut Medienberichten von der Partei ausgeschlossen. „Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Chatprotokolle authentisch waren“, so „Correctiv“.

Auch Höcke-Zitate auf den Plakaten

Auch Zitate des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke finden sich auf den Plakaten. Eines davon bewertet „Correctiv“ als „größtenteils richtig“. Es stammt demnach aus einem Artikel des „Wall Street Journal“ aus dem Jahr 2017, in dem Höcke sagte: „Das große Problem ist, dass man Hitler als absolut böse darstellt.“ So findet sich das Zitat auch auf den Plakaten. Es wurde später auch von vielen deutschen Medien aufgegriffen. „Correctiv“ ist der Auffassung, dass es nicht falsch wiedergegeben wurde, auch wenn sich Höcke später von der Äußerung distanzierte. In einem Bericht der „Jungen Freiheit“ sagte er: „Das habe ich so nicht gesagt. Das ist nicht meine Meinung.“ Seiner Auffassung nach sei die Aussage demnach aus dem Kontext gerissen worden.

Das „Wallstreet Journal“ veröffentlichte daraufhin komplette Teile der Mitschrift des Interviews. „Aus dem Transkript geht hervor, dass das Zitat nicht falsch wiedergegeben wurde“, so „Correctiv“.

Ein zweites Zitat von Höcke stammt aus seinem Buch „Nie zweimal in denselben Fluss“, das der AfD-Politiker im Jahr 2018 veröffentlichte. Der AfD-Chef wird auf dem Plakat mit den Worten zitiert: „Man werde nicht um eine Politik der ‚wohltemperierten Grausamkeit‘ herumkommen.“ Es findet sich in ähnlicher Form tatsächlich in dem Buch, wurde aber laut „Correctiv“ verkürzt und mit dem Zusatz „Man werde“ wiedergegeben.


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Die Polizei in Jena war auf kurzfristige Anfrage von Thüringen24 zu den Plakaten noch nicht erreichbar. Wir bleiben für dich dran!