Das Wetter scheint schon das ganze Jahr über verrückt zu spielen: Anfang des Jahres regnete es erst in Strömen und dann wurde es im April auch noch mal kalt. Verdammt kalt. Das hat vor allem den Thüringer Obst-Bauern übel mitgespielt und sie kämpfen jetzt mit verheerenden Ernteausfällen.
Dass das auch wirtschaftliche Konsequenzen für die Betriebe hat, ist klar. Viele stehen jetzt finanziell mit dem Rücken zur Wand. Das Land versprach zwar Soforthilfen. Doch bisher lassen diese jedoch auf sich warten. Immerhin: Sehr bald schon können die Anträge für die Finanzspritzen gestellt werden. Bis sie aber ausgezahlt werden, dürften noch einige Monate ins Land ziehen. Kommt die Hilfe für die Landwirte in Thüringen also zu spät?
Thüringer Obst-Bauern am Rande der Verzweiflung
Eine einzige eisige Nacht am 23. April hat die Ernte vieler Obst-Bauer in Thüringen zunichtegemacht. Ein Großteil der Kirschen, Äpfel und Pflaumen sind erfroren. Der Verlust wird auf satte 7,5 Millionen Euro geschätzt. Die Forst-Nacht hat auch den Weinbau schwer getroffen: Hier sind den Winzern weitere fünf Millionen Euro flöten gegangen. Rund 20 Betriebe sind dadurch in die finanzielle Schieflage geraten und ihre Verzweiflung ist groß, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtet.
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Doch dann keimte in den betroffenen Bauern ein Hoffnungsschimmer: Das Thüringer Agrarministerium hatte ihnen Soforthilfe versprochen. Diese kann ab Ende August beantragt werden. Zwei Millionen Euro sollen den Obst-Bauern zur Verfügung gestellt werden. Betriebe können sich bis zu 50 Prozent des Gesamtschadens ausgleichen lassen. Zudem wolle sich die Landesregierung dafür einsetzten, dass die Krisenhilfe der Europäischen Kommission auch Deutschland zugutekomme und nicht nur Österreich, Tschechien und Polen.
Politischer Zoff um schnelle Hilfe
Doch die Zeit drängt! Unter anderem CDU-Landeschef Mario Voigt macht Dampf! In einem Brief an Agrarministerin Susanna Karawanskij (Linke) fordert er schnelle Hilfe: „Wir und vor allem die betroffenen Obst-Bauern haben sich unter schneller Hilfe etwas anderes vorgestellt, als erneut Wochen und Monate auf eine Unterstützung zu warten“, heißt es in dem Schreiben.
Karawanskij weist diese Kritik zurück: „Staatliche Soforthilfen bedürfen immer einer gesetzlichen Grundlage. Diese haben wir mit Hochdruck in den vergangenen Wochen erarbeitet und damit die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Soforthilfen noch dieses Jahr ausgezahlt werden können.“
Obst-Bauer können nicht läner warten
Die Uhr tickt dennoch. Die Ansage der Obst-Bauern ist in dieser Hinsicht mehr als deutlich: „Die Auszahlung der Mittel muss im September erfolgen, um die Liquidität der Obstbaubetriebe zu sichern“, teilt ein Sprecher des Landesverbands Gartenbau Thüringen auf Thüringen24-Anfrage mit. Denn nicht nur die Existenz einiger Betriebe sei bedroht, sondern auch der gesamte Obstbau im Freistaat selbst. „Der Zuschuss von zwei Millionen Euro reicht nicht aus. Es werden insgesamt fünf bis sechs Millionen Euro an Hilfen benötigt“, erzählt der Sprecher weiter.
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Ansonsten stehe der Erhalt einer nachhaltigen Produktion von Obst mit hohen Umwelt- und Sozialstandards in Thüringen auf der Kippe. „Der Obstanbau ist systemrelevant für die Versorgung der Verbraucher mit gesunden Lebensmitteln. Die vielen jungen Unternehmerinnen und Unternehmer, die Arbeitnehmer in den Betrieben brauchen eine Perspektive“, fügt der Sprecher des Landesverbandes Gartenbau hinzu.
Die Landwirte hoffen jedenfalls, dass sich am Zeitplan des Agrarministeriums noch ein wenig schrauben lässt. (mit dpa)