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Thüringen: Drama nach Schock-Fund! Tierschützer schäumen vor Wut – „Nur die Spitze des Eisbergs“

Nach einem Schock-Fund im Weimarer Land (Thüringen) kocht die Situation mehr und mehr hoch. Tierschützer ziehen jetzt drastische Konsequenzen.

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Tierschützer stießen in einem Dorf in Thüringen auf großes Tierleid. (Montage) Foto: Privat / Montage: Thüringen24

Das Tierschutz-Drama im Kreis Weimarer Land (Thüringen) geht in sein nächstes Kapitel. Ein Fund einer toten Mutter-Katze war nur der Anfang einer viel größeren Tragödie, die auch das Veterinäramt und die Polizei auf den Plan rief (Thüringen24 berichtete, hier alle Infos). Die Tierschützer vermuten auf einem Grundstück noch weitaus mehr Tiere in Not, aber die Halter verweigern jegliche Kommunikation.

Es ist ein Konflikt an drei Fronten, der jetzt auch in der „Thüringer Allgemeine“ für Schlagzeilen gesorgt hat. Dahinter findet sich aber die Kulisse eines zähen Streits zwischen Tierschützern und dem Landratsamt, der mit dem neuerlichen Vorfall in Frankendorf überzukochen droht. Was ist da los?

Thüringen: Etliche Tiere in Not

Die Fronten des ersten Konflikts sind dabei recht einfach erklärt. Auf der einen Seite finden sich die Tierschützer, die der Spur einer toten Mutter-Katze folgten und auf etliche weitere Tiere in Not gestoßen waren. An der zweiten Front findet sich eine Familie, die die Tiere zumindest gefüttert, sich gleichzeitig aber offenbar auch nicht um Kastration und die Gesundheit der Katzen gekümmert haben. Und auf der dritten Seite ist Amtstierarzt Stefan Kleinhans, der laut seiner Darstellung zwischen den beiden Seiten zu vermitteln versucht.

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Die genaue Chronologie der Geschehnisse lässt sich dabei nur schwer rekonstruieren. Auch weil von den verschiedenen Seiten zum Teil widersprüchliche Aussagen getroffen werden. Das sind aber die Fakten: Ein totes Muttertier löste eine groß angelegte Suchaktion eines Bündnisses von vier Tierschutzvereinen in der Region aus. Die Tierschützer fanden daraufhin zunächst auf einem Schrottplatz mehrere zum Teil kranke, abgemagerte und sogar tote Tiere. Der Ursprung des Problems lag aber woanders:

Man habe festgestellt, „dass in einem gewissen Bereich von Frankendorf ein verstärktes Katzenaufkommen festzustellen war“, erinnert sich Amtstierarzt Stefan Kleinhans im Gespräch mit Thüringen24. Genau genommen handelte es sich um ein Grundstück ganz in der Nähe des Schrottplatzes, wo eine Familie wohnt, die zurückgezogen leben soll und „ein Stück weit eigen“ sei. „Die Familie liebt Katzen“, so Kleinhans. „Dem Vernehmen nach kaufen die unglaubliche Mengen Katzenfutter, regelmäßig, um die Tiere mit Nahrung zu versorgen.“

Thüringen: Tierschützer fangen Streuner

Dass sich die Tiere dann derartig vermehrt haben, muss die Familie wohl überfordert haben. Jedenfalls berichteten Anwohner den Tierschützern von mehreren Fällen, in denen zum Teil schwerkranke Katzen vom Gelände gestolpert seien. In der Umgebung sollen auch immer wieder verendete Katzen gefunden worden sein. Am Freitag (5. Juli) fanden die Tierschützer insgesamt vier. Die Ehrenamtlichen vermuten, dass sich noch dutzende Tiere in der Umgebung aufhalten könnten. Sie setzen derzeit alles daran, alle von ihnen zu fangen und zu kastrieren. Später sollen sie dann wieder an ihren Ursprungsort zurückgebracht werden.

Die betroffene Familie – auch das ist ein Fakt – verweigert sowohl den Tierschützern als auch dem Amtsveterinär die Kommunikation. Einen Zugang aufs Gelände bekommt derzeit keiner. Auch deswegen sind die Tierschutzvereinen morgens und nachts vor Ort, um Katzen zu fangen. Außerdem wurden um das Areal herum Lebendfallen aufgestellt. Einen Zugriff würde das Amt nur mit einem Durchsuchungsbeschluss vom zuständigen Ermittlungsrichter bekommen – oder eben mit einem hinreichenden Verdacht auf Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Und ein solcher müsste erst noch festgestellt werden. Bisher ist das aber noch nicht passiert, bestätigt ein Sprecher der Polizei auf Thüringen24-Anfrage. Die Tierschützer zeigen sich dabei über das Vorgehen des Veterinäramts enttäuscht.

Tierschützer deutlich: „Geht an der Realität vorbeit“

„Wir hätten uns da mehr erhofft“, erklärt Christiane Uri vom Verein „Schwierige Felle“ im Thüringen24-Gespräch. Aus ihrer Sicht hätte die Lage vor Ort für einen Anfangsverdacht durchaus ausgereicht. Ohne einen Zugriff bleibt ihr und dem Bündnis an Tierschutzvereinen nicht viel mehr, als um das Gelände herum Lebendfallen aufzustellen. Da sie aber vermutet, dass die Streunerkatzen weiter von der Familie gefüttert werden, rechnet sie sich wenig Erfolgschancen aus. „Zu glauben, dass Elend sichtbar an der Pforte vom Halter sitzt, geht an der Realität vorbei“, so Uri. „Das, was die Mädels nachts dort sehen, wenn alle ruhig sind, ist eine ganz andere Sache.“

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Zwei trächtige Katzen konnten die Tierschützer bisher schon fangen. „Die konnten noch kastriert werden, sie befanden sich im ersten Drittel der Schwangerschaft“, so die Tierschützerin. „Der Tierarzt kann da auch durchzählen, es wären wohl dreizehn Kitten geworden.“ Sie vermutet, dass sich auf dem entsprechenden Gelände noch weitere schwangere Katzen befinden könnten. „Was wir gerade sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs“, ist sie sich sicher.

Tierschützer mit Brandbrief an die Lanrätin

Die Situation in Frankendorf war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass für die Tierschützer zum Überlaufen brachte. Uri und ihr Bündnis aus insgesamt vier Tierschutzvereinen (Tierschutzverein Apolda, der TSV Weimar, der TSV Jena und Umgebung und der Verein „Schwierige Felle“) haben sich jetzt in einem Brandbrief an Landrätin Christiane Schmidt-Rose gewandt. Ihre Forderung: Eine Katzenschutzverordnung. Denn aus ihrer Sicht ließe sich nur so das Leid von Streunerkatzen nachhaltig eindämmen. Mit einer solchen Verordnung müssten dann freilaufende Katzen kastriert werden. Aus Sicht des Amtsveterinärs sei das zum gegebenen Zeitpunkt allerdings noch nicht nötig.

„Der Umgang mit den Katzen, das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem“, so Kleinhans. „Wenn wir an gewissen Stellen Hotspots haben, dann müssen wir auch mal Geld in die Hand nehmen. Dann sparen wir uns auf diese Art und Weise vielleicht eine Katzenschutzverordnung, die letztlich auch diejenigen, die sich immer an die Regeln halten, knechtet.“


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Das Bündnis der Tierschutzvereine wettert allerdings dagegen. „Frankendorf ist überall“, sagt Uri. Aus ihrer Sicht kann eine nur punktuelle Herangehensweise nicht zum Erfolg führen. Zumal sie auch befürchtet, dass in Frankendorf nicht alle Streuner gefangen und kastriert werden können. „Wenn ich hier nicht durchkastriere, haben wir im nächsten Jahr wieder das Problem und dann gehen erneut Landesmittel drauf.“