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Thüringen: Von Sylt bis Suhl? Unfassbare Szenen in der Erstaufnahme

In der Thüringer Erstaufnahme sollen sich unfassbare Szenen abgespielt haben. Schwappt hier eine Welle des Hasses von Sylt bis nach Suhl?

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u00a9 imago/Karina Hessland

Rassismus: 6 Schritte, um dagegen vorzugehen

Rassistische Diskriminierung ist allgegenwärtig.Was kann man tun, um gegen Rassismus vorzugehen?

Die Wellen des Nazi-Eklats auf Sylt sind noch nicht verebbt, schon kommt es gefühlt überall in Deutschland zu Nachbeben. Auch in Thüringen.

Jetzt steht die Thüringer Erstaufnahme in Suhl schon wieder bundesweit in den Schlagzeilen. Die Polizei ermittelt hier wegen eines mutmaßlichen rassistischen Vorfalls.

Thüringen: Schwere Vorwürfe in Suhl

Der mehr als 20 Jahre alte Hit „L’amours toujours“ von Gigi D’Agostino erlebt in Deutschland gerade ein unverhofftes, ungewollt und unschönes Revival. Denn der Partyhit wird von gewissen Gruppen derzeit für unsägliche Nazi-Parolen missbraucht. An einer bestimmten Stelle grölen die Anwesenden dann „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen“ – Videos von solchen Vorfällen verbreiten sich derzeit wie ein Lauffeuer durchs Internet.

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Auch in Suhl soll es jetzt zu einem solchen Vorfall gekommen sein. Wieder soll der Song „L’amour toujours“ gespielt worden sein, wieder sei die Textzeile „Ausländer raus“ dazu gegrölt worden. Im Visier der Ermittler stehen dabei ausgerechnet zwei Mitarbeiter des Wachschutzes an der Erstaufnahme. Sie sollen den Song in der Nacht zu Samstag (25. Mai) auf ihrem Smartphone abgespielt und sich dazu „ausländerfeindlich geäußert haben“, heißt es von der Polizei.

Thüringer Polizei ermittelt

Ein Kollege der beiden nahm die Szene auf und wandte sich später an die Polizei. Jetzt ermitteln die Beamten wegen Verdachts der Volksverhetzung. Die beiden Männer wurden zwischenzeitlich suspendiert, wie ein Sprecher des Landesverwaltungsamtes sagte. Am Mittwoch flatterte demnach bei ihnen die Kündigung ein.

Laut Polizei liegt mittlerweile aber auch eine Gegenanzeige vor. Einer der beiden Beschuldigten wirft seinem Kollegen – also dem, der zur Polizei gegangen ist – üble Nachrede vor. Außerdem soll er die Vertraulichkeit des Wortes verletzt haben. Die Videoaufnahmen wurden von der Thüringer Polizei noch nicht ausgewertet. Die Ermittlungen laufen.


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Die Linke-Landtagsabgeordneten Katharina König-Preuss reagierte entsetzt: „Es ist absolut inakzeptabel, dass Wachschutzmitarbeiter, die eigentlich für die Sicherheit aller Bewohner sorgen sollten, selbst rassistischen Hass und Hetze verbreiten.“ Solche Vorfälle traumatisierten nicht nur die betroffenen Asylsuchenden, sondern erschütterten auch das Vertrauen in die Sicherheitsstrukturen. König-Preuss forderte eine gründliche Überprüfung der Sicherheitsunternehmen, die in sensiblen Bereichen wie der Asylaufnahme tätig sind. 

Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich. „Wenn derart verächtliche Haltungen im sensiblen Umfeld der Erstaufnahme geflüchteter Menschen lauthals gegrölt werden, dann darf niemand wegschauen.“  Wenn ausgerechnet der Sicherheitsdienst, der die geflüchteten Menschen schützen solle, mit Rassisten besetzt sei, laufe etwas grundsätzlich schief. 

In der vergangenen Woche hatte ein Video von der Nordsee-Insel Sylt bundesweit für Empörung gesorgt. Darin hatten junge Menschen rassistische Parolen zu dem Lied gegrölt. Weitere ähnliche Vorfälle wurden aus mehreren anderen Bundesländern bekannt. (mit dpa)