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Bei einem Thüringer Unternehmen bröckelt es gewaltig! Etlichen Mitarbeitern droht Kurzarbeit

Bei einem Thüringer Unternehmen droht bald Kurzarbeit. Der Grund ist nicht nur die derzeitige wirtschaftliche Krisensituation.

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© IMAGO / fotokombinat

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Bittere Nachrichten aus dem Süd-Osten von Thüringen! Im Großtagebau in Kamsdorf stehen die Zeichen auf Krise.

Grund dafür ist nicht nur die derzeit schwierige wirtschaftliche Situation bei den Baufirmen. Auch ein unheilverheißendes Schreiben aus Jena gibt dem Thüringer Unternehmen ganz schön zu knabbern.

Thüringer Unternehmen droht Kurzarbeit

Die Remex Kamsdorf GmbH fährt im Grunde ein Geschäft auf zwei Gleisen. Auf der einen Seite produzierte sie Baustoffe für die Bauindustrie wie Kalkstein, Tonschiefer und Grauwacke. Auf der anderen Seite nimmt sie auch Materialien zum Ablagern an. Darunter zählen Bauschutt, Straßenaufbruch oder Bodenaushub (in der Fachsprache nennt man das: Mineralische Baureststoffe). Diese werden dann für die Rekultivierung des Tagebaus verwendet – um etwa das Gelände wieder für die Landwirtschaft nutzbar zu machen.

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An beiden Säulen bröckelt es aber jetzt gewaltig: Die Auftragsdecke der Baufirmen in der Region ist dünn, die Produktion im Tagebau gerät immer mehr ins Stocken. Und nun flattert auch noch ein Papier aus dem Umweltministerium in Jena ein mit ganz neuen Vorschriften für die Einlagerung von Baureststoffen. In der Konsequenz friert der zweite Geschäftsarm von Remex in Kamsdorf faktisch komplett ein – das obwohl das Unternehmen deine Rekultivierungsverpflichtung zu erfüllen hat.

„Da sind schon Millionen Tonnen über Jahrzehnte erfolgreich verwendet worden“, erklärt Gerisch, „erfolgreich auch in Richtung Umweltverträglichkeit“. Jetzt aber macht eine neue Verordnung – die sogenannte Bundes-Bodenschutz und Altlastenverordnung – faktisch unmöglich, was zuvor gewohnte Praxis in der Region war.

Geogene Belastung wird zum Problem

Das Problem? Fast alle Böden in der Region sind geogen belastet. Das bedeutet, dass sie erhöhte Schwermetallgehalte aufweisen. Von ungefähr kommt das natürlich nicht. „Wir haben hier in der Region eine fast 3.500 Jahre alte Bergbautätigkeit“, erklärt der Remex-Chef. Übrigens ist das nicht nur in der Gegend um das Thüringer Schiefergebirge so. Im Erzgebirge gibt es etwa ganz ähnliche Voraussetzungen und entsprechend auch Probleme.

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Wenn eine Baufirma nun also eine Baugrube für ein Fundament aushebt, kann sie den Boden oftmals nicht, wie bisher, am Großtagebau in Kamsdorf abliefern. Theoretisch müsste dieser jetzt in eine Deponie aber: „Die Deponiekapazitäten sind dafür nicht ausgelegt“, so Gerisch. Auf der Website des Unternehmens ist momentan jedenfalls groß zu lesen, dass die Remex Kamsdorf GmbH derzeit keinen Bauschutt mehr in ihrem Tagebau annimmt.

Droht ein Domino-Effekt in Süd-Ost-Thüringen?

In der Süd-Ost-Thüringer Region befürchten viele jetzt noch einen Domino-Effekt. Wenn Baufirmen jetzt mitunter kilometerweit für ihren Schutt fahren müssen, bremst das deren Produktion weiter aus, was sich dann natürlich wieder auf den Absatz bei Remex Kamsdorf auswirkt. Ein Teufelskreis.

Wenn im Frühjahr die Lager gefüllt sein werden – das könnte schon im März der Fall sein – stellt sich das Kamsdorfer Unternehmen jedenfalls auf Kurzarbeit ein. Die Remex Kamsdorf GmbH beschäftigt derzeit 23 Menschen. Von der Kurzarbeit betroffen wären wohl mindestens 15 Mitarbeiter in der Produktion.

Wie lange das Unternehmen dann in der Kurzarbeit sein wird? Schwer zu sagen: „Ein Wunschkonzert ist das leider nicht“, sagt Gerisch. „Im Klartext heißt das: Das hängt nicht von uns ab.“


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Die große Hoffnung liegt jetzt darauf: Für das Inkrafttreten der Bodenschutzverordnung kann es seine Übergangsfrist bis zum 31. Juli 2031 geben. Zumindest sieht das der Gesetzgeber so vor, damit sich alle Beteiligten darauf einstellen können. In dieser Sache stellt sich aus Sicht der Kamsdorfer aber das Land „massiv“ quer. „Das Land hat durch seine Genehmigungspraxis und Rechtsauffassung alles dafür getan, den Unternehmen diese Übergangsfrist zu verwehren“, so Gerisch.

Theoretisch wäre auch eine sogenannte „Länderöffnungsklausel“ möglich, mit der man dann in Thüringen ganz eigene Regeln festlegen könnte. In Bayern wurde das zum Beispiel genau so getan. „Die Bauwirtschaft dort läuft ungehindert weiter“, so der Remex Kamsdorf-Chef.