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Wetter in Thüringen: Warme Temperaturen haben erste Konsequenzen – „Problematisch“

Seit Wochen herrscht mildes Wetter in Thüringen. Das hat jedoch ernsthafte Konsequenzen – vor allem für die Natur und Lebewesen.

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Thüringen: So schön ist das Bundesland

Nach dem ersten Kälteeinbruch in Thüringen herrscht seit Wochen mildes Wetter. Selbst zu Silvester wurden neue Wärme-Rekorde geknackt.

Was die meisten Frostbeulen erfreuen sollte, hat für etliche Lebewesen in Thüringen fatale Konsequenzen.

Mildes Wetter in Thüringen stört Winterruhe

Das milde Wetter hat die Bienen vielerorts in Thüringen aus der Winterruhe gelockt. Ab Temperaturen von etwa zehn Grad Celsius fliegen sie aus und haben schon Pollen gesammelt, wie Ralf Kunz vom Landesverband Thüringer Imker sagte. Dabei werden sie etwa an Hasel und Christrose fündig. „Das ist nicht ungewöhnlich. Es hat auch in vergangenen Jahren milde Winter gegeben.“ An und für sich sei die hierzulande besonders verbreitete Bienenrasse Carnica sehr anpassungsfähig. Sie hat ihren Ursprung in der Balkan-Region.

„Die Biene ist ein Licht-Tier und das Bienenjahr beginnt mit der Wintersonnenwende“, erläuterte der Fachmann. Je wärmer es sei und je intensiver Pollen eingetragen werden, desto stärker stiegen die Völker ins Brutgeschäft ein. Dann steigt der Futterbedarf, weil die Bienen die Temperatur am Brut-Nest auf etwa 35 Grad heizen. In der Wintertraube brauche ein Volk im Schnitt ein Kilogramm Futter im Monat, wenn sie brüten 5 bis 6 Kilogramm, rechnete Kunz vor.

Wetter in Thüringen „problematisch für manche Völker“

Allerdings fehlt es auch an wärmeren Tagen derzeit an Blüten, die den Bienen Nektar liefern. Wenn Imker im Spätsommer ihre Völker zu knapp eingefüttert haben, können deswegen die Reserven im Stock eng werden. Problematisch könnten für manche Völker auch erneute Kälteeinbrüchen werden. Dann reiße mitunter der Futterstrom im Stock ab, weil die Bienen ihre Brut nicht verlassen, erklärte Kunz. Auch die Belastung mit Varroa-Milben, die sich in den Brutzellen der Bienen vermehren, steigt mit dem Brutbetrieb.


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Letztlich sei die Biene ein domestiziertes Tier und der Mensch müsse dafür Sorge tragen, dass die Bedingungen stimmen, betonte Kunz. So sei es etwa möglich mit Futterwaben oder Futterteig zuzufüttern. Auch durch sachkundige Behandlung der Völker gegen die Varroa-Milbe könnten diese Schädlinge in Schach gehalten werden. Zudem entwickle sich bei milden Temperaturen auch die Vegetation früher und viele Pflanzen blühten inzwischen meist zeitiger als noch vor Jahrzehnten, betonte der Imker. Das sei auch bei Trachten wie Obstblüte und Raps so. „Wenn Bienenvölker früher anfangen zu brüten, haben sie dann im Frühjahr auch die entsprechende Schlagkraft bei der Bestäubung.“

Thüringen hat mehr als 4.000 Imker

Für das Wohlergehen der Bienen müsse letztlich das Jahr in Gänze betrachtet werden, betonte Kunz. Dabei sei wichtig, dass es ein kontinuierliches Angebot an Nektar und Pollen in der Landschaft gebe. In vergangenen Jahren sei jedoch zu beobachten gewesen, dass etwa im Frühjahr immer mehr Pflanzen gleichzeitig blühten und danach das Nahrungsangebot für Bienen schlagartig abnehme.

In Thüringen gibt es den Angaben zufolge etwa 4.200 Imker, mehr als 3.000 davon sind im Landesverband organisiert. Laut Kunz halten sie im Schnitt sieben bis acht Bienenvölker. (dpa/red.)