Thüringen: Kaninchen verenden an aggressiver Form der China-Seuche
Die sogenannte China-Seuche ist seit den 80er Jahren bekannt, doch nun bereitet ein neuer Virustyp nicht nur Kaninchenhaltern Sorge. Zwar gibt es einen Impfstoff, doch den dürfen Tierärzte nur mit Sondergenehmigung verabreichen.
Eine neue, aggressive Variante der China-Seuche lässt Kaninchen in Thüringen verenden. Dieses Jahr habe sich die Hämorrhagische Kaninchenkrankheit, wie sie von Fachleuten genannt wird, ausgebreitet – ausgelöst vor allem durch den Virustyp 2, teilte das Gesundheitsministerium auf dpa-Anfrage in Erfurt mit. Allerdings ist die Krankheit nicht meldepflichtig, so dass es keine genaue Zahl zu den betroffenen Tieren gibt. Manche Halter berichten, das Virus habe ihren gesamten Bestand dahingerafft; doch oft ist unklar, ob es sich tatsächlich um die China-Seuche handelt.
Der Präsident des Zentralverbandes Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter, Erwin Leowsky, warnt deswegen vor Panikmache. In vielen Fällen fehle der tatsächliche Nachweis und kämen auch andere Ursachen für den Tod der Tiere infrage. „Wir haben das Problem im Griff“, sagt er. Die Züchter hätten die Möglichkeit, ihre Tiere zu impfen.
Aufruf zur Impfkampagne
Doch die in Deutschland verfügbaren Impfstoffe schützen laut Ministerium zwar gegen das bekannte RHD-Virus, aber nur bedingt gegen den neueren Typ 2. Um auch dagegen wirksame Impfstoffe aus dem Ausland einsetzen zu können, müssen Tierärzte eine Sondergenehmigung beantragen. In Thüringen seien bisher fast 40 solcher Genehmigungen an Tierärzte erteilt worden. Wie viele Tiere auf diesem Wege geimpft wurden, konnte das Ministerium nicht sagen. Leowsky rät Vereinen, sich zusammenzuschließen und gemeinsam eine solche Impfkampagne ihrer Tiere zu organisieren. Dann seien auch die Kosten geringer.
Bis Ende Oktober wurden in Thüringen 110 Kaninchen beim Landesamt für Verbraucherschutz untersucht und davon bei 73 das RHD-Virus nachgewiesen, teilte das Gesundheitsministerium mit. Bisher seien Proben von 63 dieser positiv getesteten Tiere eingehender analysiert und bei 60 der Virustyp 2 nachgewiesen worden. Nach Einschätzung von Fachleuten verzichten aber viele Kaninchenhalter wegen der Kosten darauf, ihre verendeten Tiere einzuschicken und entsorgen die Kadaver anderweitig.
Thüringens Jägern bereitet die Seuche große Sorge
Die neue Entwicklung bei der China-Seuche bereitet auch Thüringens Jägern Sorge. Denn wildlebende Kaninchen sind ebenfalls bedroht. Schon in der Vergangenheit habe das RHD-Virus Bestände dezimiert, sagte der Niederwild-Experte des Landesjagdverbandes, Alexander Weiß. Fälle vom Typ 2 seien ihm noch nicht bekannt. Doch befürchte er, dass über das Ausstreuen von Kaninchenmist auf Feldern die Erreger auch auf Kaninchen oder Feldhasen in freier Wildbahn übertragen werden könnten. Er rät Jagdpächtern, verstärkt ein Auge darauf zu haben und im Verdachtsfall verendete Kaninchen zur Untersuchung einzuschicken.