Die „Bild“ berichtet exklusiv, dass Jens Spahn Fraktionschef von CDU/CSU wird – und nicht Ersatz-Wirtschaftsminister an Stelle von Carsten Linnemann. Doch ist das wirklich ein cleverer strategischer Schachzug von Friedrich Merz? Ausgerecht der machtbewusste Strippenzieher Spahn könnte für ihn in dieser Position zum Problem werden, prognostizieren nicht wenige politische Beobachter.
Vor allem angesichts seiner jüngsten Äußerungen zur AfD steht Jens Spahn aktuell massiv in der Kritik. Er hatte darum geworden, mit der Rechtsaußen-Partei umzugehen, „wie mit jeder anderen Oppositionspartei auch“. Nun wird ihm vorgeworfen, eine Normalisierung der AfD anzustreben.
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Droht mittelfristig ein Machtkampf in der Union?
Lars Klingeil zeigt sich gegenüber der FUNKE Mediengruppe irritiert über die von Spahn ausgelöste Debatte in der Union. „Das ist übrigens auch ein Foulspiel gegen Friedrich Merz, wenn solche Debatten in der Union gestartet werden, kurz nachdem er mit uns einen Koalitionsvertrag ausgehandelt hat“, so Klingbeil.
Die Co-Parteichefin der Linken, Ines Schwerdtner, bezeichnet Spahn via X als „Kanzler in Wartehaltung, der sich für eine Zusammenarbeit mit den Rechten bereit macht“.
Kritisch sieht auch „Spiegel“-Journalist Timo Lehmann die Entscheidung von Merz, auf Spahn als Fraktionschef zu setzen. Damit bringe er „einen möglichen Kontrahenten in beste Position für Putsch und AfD-Öffnung.“ Ein „Meisterstratege“ werde Merz nicht mehr, mutmaßt Lehmann. Merkel habe es klüger hinbekommen, indem sie Spahn zum Minister machte und so in die Regierungsarbeit integrierte.
Wie weit wird sich Spahn der AfD annähern?
Auch Ralph Bollmann von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ beobachtet eine AfD-Offenheit bei Spahn. Im TV-Sender Phoenix sagte er, dass Spahn eine „klare Agenda verfolgt“. Er versuche die Grenzen nach Rechtsaußen aufzuweichen. „Wir erinnern uns: Er war ein großer Fan des früheren österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz, der damals die Koalition mit der FPÖ eingegangen ist. Er war auf dem Republikaner-Parteitag, hat da sehr positive Dinge über Donald Trump gesagt.“
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Bollmann erkennt „eine ziemlich große Gefahr“ für Merz, wenn er ihn zum Fraktionschef macht. „Denn nach meinen Eindruck wartet Spahn dann nur darauf, dass Merz (…) ins Straucheln kommt und man dann möglicherweise eine Minderheitsregierung mit Tolerierung der AfD bilden könnte.“ Einige Menschen in der Union würden genau das befürchten, so der Journalist bei Phoenix.