Der Krieg in der Ukraine läuft mit unverminderter Härte weiter – und schon soll Russland auf den „vergessenen“ Krieg schielen! Seit dem Dialog zwischen US-Präsident Trump, Russland-Regent Putin und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj zeichnet sich am Horizont ein möglicher Waffenstillstand ab.
Es ist nicht auszuschließen, dass der Krieg, der bereits über drei Jahre lang tobt, ein vorläufiges Ende nehmen könnte. Ist das womöglich die Gunst der Stunde für Putin, den Fokus woanders hin zu legen? Konkret: Will der russische Präsident im Südkaukasus mitmischen?
Putin schielt auf „vergessenen“ Krieg
Zwischen Armenien und Aserbaidschan herrscht seit 2024 ein brüchiger Frieden. Beide Länder sind verfeindet, die Grenzstreitigkeiten zwischen ihnen wurden nach der Auflösung der Sowjetunion mehrmals blutig ausgetragen, zuletzt und am schwersten zwischen 2020 und 2023. Die Streitkräfte kämpften um die Region Bergkarabach, der Krieg endete mit einem Sieg Aserbaidschans.
Armenien rief Putin um Hilfe, doch der Kreml zeigte wenig Interesse, lehnte eine direkte Intervention ab. Lediglich russische Militärbeobachter wurden entsendet. Das hinderte Aserbaidschan mit Hilfe Israels und der Türkei nicht daran, mit voller Härte zuzuschlagen. Armenien erklärte sich letztlich bereit, die selbsterklärte Region Berg-Karabach zum Januar 2024 aufzulösen. Russland ist noch immer mit „Friedenstruppen“ vor Ort – und ringt um Einfluss im Gebiet.
Mischt Russland im Kaukasus mit?
Unsere Redaktion fragte bei Ulrich Schlie nach, Professor für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn. Er kennt die geopolitische Gemengelage im Südkaukasus wie kaum ein Zweiter. Schlie erklärt: „Das Hauptereignis für mich war der Fall von Syriens Machthaber Bashar al-Assad. Das schwächt Russland in der Region total. Auch die Ereignisse in Armenien und Aserbaidschan in den letzten Jahren schwächen Russland.“
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Der Experte warnt deutlich: „Das aber heißt nicht, dass Russland aus dem Südkaukasus komplett zurückgezogen ist. Man muss auch die Entwicklungen in Georgien betrachten. Wir haben noch keine klare geopolitische Ausrichtung der Region. Das wird Russland versuchen, auszunutzen. Auch die Türkei wird einen stärkeren Einfluss haben. Wir würden als Bundesrepublik Deutschland gut daran tun, unser Augenmerk auch auf diese Region zu legen.“ Bleibt zu hoffen, dass der „Hinterhof Europas“ nicht doch wieder zum akuten Krisenherd wird…