Deutschland wartet gespannt auf den Ausgang der Bundestagswahl. Die Kanzler- und Spitzenkandidaten der Parteien stehen im Mittelpunkt des Interesses. Es wird Verlierer und Gewinner geben an diesem Wahlabend – persönliche Triumphe und Enttäuschungen. Wir blicken aus Perspektive von Friedrich Merz, Olaf Scholz, Sahra Wagenknecht, Robert Habeck und Sahra Wagenknecht auf die Wahl. Mit welchen Ergebnissen könnten die Politikerinnen und Politiker gut leben?
Bundestagwahl 2025: Bei diesem Wahlausgang wären Merz, Scholz und Weidel zufrieden
… wenn Friedrich Merz nur einen Juniorpartner braucht – und es Merkel zeigt
Insgeheim dürfte Merz davon träumen, das letzte Wahlergebnis seiner Rivalin Angela Merkel von 2017 zu überbieten. Nach der Flüchtlingskrise kam sie auf 32,9 Prozent. Es wird aber sowieso eine große Genugtuung für Merz, dass er es nun als Krönung seines Polit-Comebacks mit 69 Jahren ins Kanzleramt schafft.
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Mit einem CDU/CSU-Wahlergebnis weit über 30 Prozent steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass es für eine Zweierkoalition reicht und sich Merz seinen Juniorpartner zwischen SPD und Grünen aussuchen kann. Er hätte dann alle Karten in der Hand und könnte für die Union mehr herausverhandeln.
… wenn Olaf Scholz ein historisches Debakel bei einer Bundestagswahl abwenden kann
Dass es für einen Wahlsieg reicht, daran glaubt selbst der größte Optimist mit Tunnelblick im Willy-Brandt-Haus nicht mehr. Größtmögliche Schadensbegrenzung ist das Ziel. Erträglich wäre ein Ergebnis von 18 Prozent aufwärts, weil die Umfragen schlechter vor der Bundestagswahl aussahen. Ein Traum wären 20 Prozent – das aber dürfte unrealistisch sein.
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Der Noch-Kanzler Olaf Scholz will irgendwie erhobenen Hauptes aus der Politik ausscheiden. Das historisch schlechteste Ergebnis für die SPD bei einer Bundestagswahl waren 20,5 Prozent im Jahr 2017. Sollte er einen neuen Minusrekord verhindern, wäre das fast schon sensationell, angesichts der Umfragen aber kaum möglich.
…wenn Alice Weidel die AfD zur etablierten Größe im Parlament macht
Alice Weidel hat beste Chancen, erstmals 20 Prozent und mehr mit ihrer Rechtsaußen-Partei einzufahren. Am Wahlsonntag werden sie in der AfD davon sprechen, eine neue Volkspartei zu sein. Die SPD werden sie voraussichtlich deutlich hinter sich lassen. Der Anspruch der Rechtsaußen-Partei beispielsweise auf den Posten eines Bundestagsvizepräsidenten dürfte im neuen Parlament gewichtiger werden.
Weidel kann mit einem Ergebnis von 20 Prozent +x ihren Machtanspruch in der Partei absichern – auch mit der Perspektive auf die Bundestagswahl 2029. Spätestens nach der nächsten Wahl will die AfD mitregieren, wenn nicht sogar die Kanzlerin stellen.
….wenn Robert Habeck ein Ergebnis auf Augenhöhe zu Baerbock holt
Zum zweiten Mal haben die Grünen jemanden ins Rennen ums Kanzleramt geschickt. Und zum zweiten Mal fallen sie damit auf die Nase. Der Wahlkampf, der sich hauptsächlich um die Themenfelder Wirtschaft und Migration drehte, war kein Selbstläufer für die Partei. Erst recht nicht mit dem Wirtschaftskrise-Minister Habeck an der Spitze.
Nun dürfte Habeck darauf hoffen, auf Augenhöhe mit den 14,7 Prozent ins Ziel zu kommen, die seine Konkurrentin Baerbock bei der letzten Bundestagswahl holte. Sie trat 2021 unter ganz anderen und besseren Rahmenbedingungen für die Grünen an. Dabei dürfte es auch ums politische Überleben von Habeck gehen. Sollten die Grünen es nicht mehr in die nächste Regierung schaffen, werden die zu verteilenden Posten rar. Ein Achtungserfolg am Wahlsonntag könnte rechtfertigen, dass Habeck für die Fraktionsspitze kandidiert.
…wenn Sahra Wagenknecht es bei der Bundestagswahl allen zeigt
Nach eigenen Angaben geht es für Sahra Wagenknecht um alles oder nichts. Einzug in den Bundestag mit dem BSW als Fraktion oder Rückzug aus der aktiven Politik. Ihr Parteiprojekt könnte am Wahlsonntag scheitern oder endgültig in der ganzen Bundesrepublik (nicht nur im Osten) als relevante Kraft ankommen. Darum geht es um 5 Prozent + x für Wagenknecht. Nicht mehr, aber vor allem nicht weniger.
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Gelingt das nicht und feiert die Linkspartei tatsächlich darüber hinaus einen Wahlerfolg von 7-8 Prozent, wäre das eine Demütigung für die ehemalige Genossin von Gregor Gysi und Co. Sie hätte sich dann verzockt.