Die AfD und ihre rechtsradikalen Tendenzen – ein Thema, das Alice Weidel absolut umschiffen will, vor allem im Wahlkampf. Die AfD sei eine „konservativ-liberale Partei“, behauptet sie so auch in der ARD-Talksendung von Caren Miosga.
+++ Auch spannend: Weidel wird in RTL-Interview vorgeführt – sie schaut die Moderatorin perplex an +++
Doch bei einer heißen Frage bleibt Weidel eine Antwort schuldig und lenkt nur allzu offensichtlich ab. Es geht um einen Bundestagsabgeordneten aus Dortmund, der nun wieder auf einem sehr aussichtsreichen Listenplatz bei der nächsten Bundestagswahl am 23. Februar antreten darf.
Miosga fragt AfD-Kanzlerkandidatin: „Wollen Sie oder können Sie das nicht verhindern?“
Matthias Helferich bezeichnet sich selbst als das „freundliche Gesicht des Nationalsozialismus“. Weitere Enthüllungen legen nahe, dass Helferich Kontakte zur Neonazi-Szene in Dortmund pflegte. Der Vorstand der AfD in NRW versuchte den 36-Jährigen mit einem Parteiausschlussverfahren loszuwerden. Trotzdem kandidiert er nun nicht nur erneut als Direktkandidat in Dortmund, sondern steht auch auf der NRW-Landesliste der Partei auf dem verheißungsvollen Platz 6.
Was sagt die AfD-Chefin zu diesem innerparteilichen Skandal? „Wollen Sie oder können Sie so etwas nicht verhindern?“, will Caren Miosga von ihr wissen. Wer nun Klartext von Weidel erwartet hat, eine deutliche Distanzierung von Helferich, eine Kritik am Landesverband in NRW, der wird enttäuscht. Fehlanzeige!
Weidel spricht einfach über etwas komplett anderes und relativiert damit den Rechtsextremismus-Verdachtsfall in ihren eigenen Reihen. Es sei eine „Frage der Definition“, was extremistisch sei. Wenn man über Extremismus reden wolle, dann solle man über die Politik der Bundesregierung sprechen, fordert die Kanzlerkandidatin. „Wenn völlig rechtswidrig gegen das Grundgesetz, gegen Asylgesetz, gegen internationales Recht die Grenzen geöffnet werden und offen gehalten werden. Diese Frage müssten Sie eigentlich als öffentlich-rechtliches Fernsehen unbedingt stellen, was extremistisch ist.“
Fehlt Weidel die parteiinterne Macht und Führungsstärke?
Doch Miosga lässt Weidel mit dieser offensichtlichen Taktik des Ablenkens beim Thema Helferich nicht durchkommen. „Das nennt sich Whataboutism“, macht sie deutlich. „Wir stellen fest, Sie möchten darauf nicht antworten.“
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Der Eindruck bleibt als ARD-Zuschauer: Entweder will Weidel nicht gegen die üblen Umtriebe bei ihren Parteifreunden tief im Westen vorgehen – oder ihr fehlt schlicht die Führungsstärke dazu.