AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel in der ARD-Talkshow von Caren Miosga. Nach einer halben Stunde werden einige Zuschauer im Studio deutlich lebendiger, sie klatschen laut, buhen und johlen sogar, als es gegen die Rechtsaußen-Politikerin geht. Dann legt sich Weidel mit ihnen an.
+++ Auch spannend: Weidel wird in RTL-Interview vorgeführt – sie schaut die Moderatorin perplex an +++
Ein Archiv-Ausschnitt, der in der ARD-Talksendung eingeblendet wird, setzt Emotionen frei. Der kurze Clip stammt aus einer AfD-Parteitagsrede von Weidel.
„Bullshit“: Publikum von Miosga widerspricht Weidel lautstark
Dort schmetterte Weidel den Delegierten entgegen: „Wenn wir am Ruder sind: Wir reißen alle Windkraftwerke nieder! Nieder mit diesen Windmühlen der Schande!“ Selbstzufrieden mit ihrem damaligen Auftritt schaut sich Weidel die Szene lächelnd an.
Miosga ordnet ironisch ein: „Sie sagen ja Windmühlen, aber ich glaube, sie meinen Windräder.“ Das Publikum lacht die Politikerin aus. Dann will die Moderatorin wissen, ob sie wirklich alle Windkraftwerke meine.
„Es ist natürlich symbolisch bei einer Wahlkampfrede“, erklärt sich Weidel. Im Kern gehe es ihr um den hessischen Reinhardswald. Dieser Wald werde komplett abgeholzt für „Windräder der Schande“, behauptet die AfD-Frau. Direkt gibt es lauten Widerspruch aus dem Studiopublikum, einer ruft „Bullshit“. Eine Steilvorlage für Weidel vor der Bundestagswahl, um sarkastisch gegen Miosga und die ARD zurückzuschießen: „Das ist das unparteiische Publikum, was Sie eingeladen haben. Das finde ich schön.“
Robin Alexander tadelt erst die Zuschauer – und zerlegt dann die AfD-Frau
Die ARD-Moderatorin versucht es mit Fakten: Die Windräder im Reinhardswald stehen noch gar nicht, der Bau wurde immer wieder verschoben. Was also wolle sie abreißen? Weidel wettert dann gegen die ganze Windenergie, denn ohne Subventionen würden sich „diese Dinger“ gar nicht rechnen.
„Welt“-Journalist Robin Alexander ist dran. Zuerst tadelt er das angestachelte Studiopublikum von Miosga: „Ich würde bitten, nicht mit Johlen zu unterbrechen. Wenn Frau Weidel schon mal hier ist, sollte sie ihren Punkt machen dürfen.“
Doch dann nimmt Alexander die Argumentation der AfD-Frau auseinander. „Sie treiben den Teufel mit dem Beelzebub aus“, wirft er ihr vor. Sie könne nicht Angela Merkel und Rot-Grün eine „von Emotionen getriebene Energiepolitik“ vorwerfen, etwa nach Fukushima und der plötzlichen Abkehr von der Kernkraft in Deutschland – und dann selbst stimmungsgetrieben und schwankend von „Windrädern der Schande“ sprechen und alles wieder durcheinander bringen und umkehren wollen.
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Auch Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, plädiert in der Miosga-Runde für mehr Planungssicherheit und der Beibehaltung des eingeschlagenen Kurses in der Energiepolitik. Sie erinnert Weidel daran, dass der Bau neuer Kernkraftwerke „dreistellige Milliarden-Beträge an Investitionen“ kosten würden. Eine Schwarz-Weiß-Politik helfe nicht weiter.