Was bedeutet der Sturz von Diktator Baschar al-Assad und die überraschende Wende in Syrien für Kreml-Herrscher Wladimir Putin? Russland konnte seinem Verbündeten Assad nicht an der Macht halten, die eigenen Truppen mussten hektisch und übereilt das Land verlassen. Vieles erinnert an den Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan 2021, nach dem Blitz-Vorstoß der Taliban.
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Die Welt wird Zeuge, dass Russland keineswegs so mächtig ist, wie Putin es nach außen darstellt.
„Ist Russland doch nicht so stark, wie alle denken?“
So sieht das der Peter R. Neumann, Politikwissenschaftler am King’s College London. Der Professor schreibt auf X: „Für Putin steht viel mehr auf dem Spiel: sein Einfluss im Nahen Osten, der sich vor allem an Assad festmachte; das Mantra, wonach Stabilität stets besser ist als Freiheit; und nicht zuletzt der Mythos der Unbesiegbarkeit. Ist Russland vielleicht doch nicht so stark, wie alle denken?“
Zu einem ähnlichen Urteil kommt das US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in einer Analyse der Lage nach dem plötzlichen Sturz von Assad. Putin habe autoritäre Machthaber in verschiedenen Ländern vor Protesten gegen ihre Herrschaft geschützt, um sein Ziel einer multipolaren Weltordnung mithilfe ausländischer Partner zu befördern und die Vormachtstellung der USA zu untergraben, schreibt das Institut. „Russlands Unfähigkeit oder bewusster Verzicht darauf, Assads Regime trotz des schnellen Vorrückens der Oppositionskräfte im ganzen Land zu stärken, wird auch Russlands Glaubwürdigkeit als verlässlicher und effektiver Sicherheitspartner in der ganzen Welt beschädigen“, heißt es in der Analyse.
Putins „Ressourcen sind knapp“
In der Ukraine reibt man sich die Hände. Ex-Außenminister Dmytro Kuleba schreibt auf X, dass Putin Assad ans Messer geliefert habe, um seinen eigenen Krieg in der Ukraine fortsetzen zu können. „Seine Ressourcen sind knapp und er ist nicht so stark, wie er vorgibt“, so Kuleba.
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Besonders peinlich für Putin: Offenbar hat Russland beim eiligen Rückzug einige Soldaten vergessen. Laut russischer Militärblogger geht es um Soldaten auf mehreren Stützpunkten in der Region um Palmyra in Zentral-Syrien. Diese Soldaten wären nun völlig auf sich allein gestellt und hätten keine Aussicht auf Hilfe.