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Christian Lindner buhlt jetzt um AfD-Wähler – „Talahons warten auf ihre Kinder“

Lindner kämpft um sein politisches Überleben – und buhlt nun um AfD-Wähler und die Zuneigung von Friedrich Merz gleichermaßen.

Lindner kämpft um das Überleben der FDP
© IMAGO/Metodi Popow

Reden wir drüber: Ist der Begriff "Talahon" rassistisch?

Sind Talahons nur ein lustiger TikTok-Trend oder eine problematische Stigmatisierung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund? Wir haben nachgefragt.

Die „offene Feldschlacht“ von FDP-Chef Lindner ist bei den „Talahons“ angekommen! In einem Interview auf Du-und-Du mit den neoliberalen YouTubern von LoKr Room (fast 20.000 Abonnenten) referiert Christian Lindner über seine Sicht auf der Dinge. Am Ende einigt er sich mit den Interviewern einträchtig darauf, dass nun Schwarz-Gelb als nächste Regierung kommen müsse. Problem nur: Merz distanziert sich mehr und mehr von Lindner, worauf dieser mit einer bitteren Videobotschaft auf X und Instagram reagiert.

+++ Auch spannend: Merz ist in die Habeck-Falle getappt – Anti-Grünen-Frust an der Basis +++

Besonders ein Zitat aus dem YouTube-Interview sorgt nun für Aufsehen im Netz. Steht die Aussage sinnbildlich für den neuen Kurs von Lindner, auf rechtspopulistischen und libertären Pfaden von Elon Musk und Javier Milei?

Lindner versucht jetzt mit „Talahons“ sein politisches Überleben zu sichern

Lindner will für sein eigenes politisches Überleben AfD-Wähler zurückgewinnen, das macht er in dem Gespräch mit LoKr Room klar. Dabei stellt er sich eine Wählerin vor, die 28 Jahre ist, auf einer Privatuni war und die nun sage: „Das ist schrecklich mit der Migration und dem Bürokratismus.“ Sie habe „früher mal Frau Merkel gut gefunden, und dann kam diese Flüchtlingskrise. Dann hat sie irgendwann mal FDP gut gefunden, Digital first, Bedenken second. Dann kam aber diese Ampel.“ Jetzt stehe sie vor der Wahl der AfD. Solchen Wählerinnen und Wähler will Lindner sagen: „Tue es nicht!“ Wer nämlich AfD statt FDP wähle, stärke den Einfluss von SPD und Grünen im nächsten Bundestag.

Offenbar passt sich Lindner nun aber sprachlich der AfD an, um genau solche Wählergruppen wieder für sich zu gewinnen. So poltert er in dem Interview auch polemisch gegen sogenannte „Talahons“ als Sicherheitsrisiko.

„Wir haben in Deutschland einen sozialen Frieden, der gefährdet ist. Weil die Leute mir sagen: ‚Ich will meine Kinder abends nicht mehr auf die Straße schicken, weil ich das Gefühl habe, die sind weniger sicher, weil die Talahons auf sie warten.'“

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Lindner mit migrationskritischer Polemik auffällt. Im Jahr 2018 wurde ihm Rassismus vorgeworfen und es kam zu Austritten aus der FDP, als er erklärte: „Man kann beim Bäcker in der Schlange nicht unterscheiden, wenn einer mit gebrochenem Deutsch ein Brötchen bestellt, ob das der hoch qualifizierte Entwickler künstlicher Intelligenz aus Indien ist oder eigentlich ein sich bei uns illegal aufhaltender, höchstens geduldeter Ausländer.“

Von Merz verstoßen: „Hier ist der Christian“

Derweil buhlt Lindner weiter um Kanzlerkandidat Friedrich Merz, der sich jedoch in der ARD-Talkshow von Sandra Maischberger von ihm klar distanziert hat. Lindner ist davon überzeugt, dass ein klares Bekenntnis zu Schwarz-Gelb auch der Union helfen würde, neues Vertrauen von bürgerlichen Wählergruppen zu gewinnen, die ansonsten AfD wählen könnten.


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In einer Videobotschaft auf X und Instagram wendet er sich an den Kanzlerkandidaten der Union: „Lieber Friedrich Merz, hier ist der Christian. Ich habe mitbekommen, dass ich zu Entsetzen bei dir geführt habe. Und das tut mir leid“, so der FDP-Chef leicht angekratzt. Er sei aber der Meinung, dass es einen wirklichen Politikwechsel in Deutschland brauche, um wieder wirtschaftlich erfolgreich sei. Deswegen habe er Milei und Musk als mögliche Vorbilder erwähnt, auch wenn er nicht deren Stil kopieren wolle.

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„Das sollte nicht zu Entsetzen führen, sondern zu Neugierde, denn vielleicht kann man sich bei denen bei uns etwas abschauen, wenn man wirklich was verändern will. Wenn du allerdings sagst, dass du offen bist für Robert Habeck als Wirtschaftsminister, dann könnte das ein Zeichen dafür sein, dass es doch nur um eine Form des Weiter-so geht“, so Lindner weiter. Bissig gibt er Merz noch den Ratschlag, mit einem „gewissen Respekt“ über Milei zu sprechen, schließlich könnte er als Bundeskanzler mit ihm zu tun bekommen.