In einem Doppel-Interview mit dem „Spiegel“ sprechen NATO-Befehlshaber General Christopher Cavoli und Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer über die Bedrohungen durch Putin.
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Ihre Einschätzungen sind besorgniserregend. Wie auch immer der Ukraine-Krieg ausgehen sollte, die Militär-Befehlshaber sehen eine erhöhte Gefährdungslage durch Russland.
Generäle prophezeien „dauerhafte Gefahr“ durch Putin
So sagt General Cavoli im „Spiegel-Gespräch“:
„Zwar hat Russland in der Ukraine Verluste erlitten, ziemlich heftige Verluste. Aber die russischen Streitkräfte lernen, verbessern sich, sie setzen die Erfahrungen aus dem Krieg um. Am Ende des Ukraine-Kriegs, wie immer das auch aussieht, wird das russische Militär stärker sein als heute.“
Russland sei „eine dauerhafte Gefahr für die Allianz und die Sicherheit in ganz Europa“, warnt der in Würzburg geborene Cavoli. Zumal Putins Land mit China und Nordkorea zusammenarbeite. „Damit ist es ein globales Problem, eine ganz neue Dynamik. Die Bedrohung ist sehr ernst. Wie akut sie ist, beschreibe ich lieber in Relation zu uns. Die Nato muss mehr Fähigkeiten haben als unser Gegner.“
Nach 30 Jahren Frieden eine „neue Normalität“
Auch der Bundeswehr-Mann Breuer pflichtet dem US-Amerikaner bei: „Russlands Kriegswirtschaft läuft auf Hochtouren. Putin schwört die russische Gesellschaft auf einen langen Konflikt ein.“ Man müsse sich nach 30 Jahren des Friedens daran gewöhnen, dass diese „Bedrohung die neue Normalität ist“ und als Gesellschaft bereit sein, mehr in die Verteidigung zu investieren, „um unsere Lebensweise zu bewahren“.
Bundeswehr-General: Zwei-Prozent-Ziel nur noch das „Minimum“
Deswegen brauche der Westen „Streitkräfte, die dagegen bestehen können“, so der US-General mit Blick auf Kreml-Herrscher Putin. Die NATO habe „alles auf den Kopf gestellt“ in den vergangenen zwei Jahren und man bereite sich „ernsthaft auf den Verteidigungsfall vor“. Er sieht klare Fortschritte: „Heute stehen Zehntausende Truppen bereit, sie könnten im Fall des Falls in nur einigen Tagen verlegt und eingesetzt werden.“
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Für Generalinspekteur Breuer ist klar, dass die Zwei-Prozent-Maßgabe der NATO, also zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes ins Militär zu investieren, nicht mehr Bestand haben kann. Diese Zahl könne angesichts der Bedrohungslage durch Putins Russland „nur das Minimum“ sein.