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Deutsche Bahn: Mitarbeiter packt aus – „Fahren sinnlos durch die Prärie“

Immer mehr Mitarbeiter der Deutschen Bahn kritisieren ihren Arbeitgeber öffentlich. Jetzt packt ein Lokführer über einen absurden Vorgang aus.

Viele Züge der Deutschen Bahn fahren ohne Fahrgäste. (Symbolfoto)
© IMAGO/Martin Wagner

Deutsche Bahn 2023 noch unpünklticher als im Vorjahr

Die Züge der Deutschen Bahn sind im vergangenen Jahr noch unpünktlicher als im Vorjahr gewesen. Mehr als jeder dritte Zug im Fernverkehr war 2023 nach Angaben des Konzerns verspätet. Die Pünktlichkeitsquote lag bei nur noch 64 Prozent.

Die Kritik an der Deutschen Bahn reißt einfach nicht ab. Dass sich Kunden immer wieder über ausfallende Züge und Verspätungen beschweren, ist leider schon lange keine Seltenheit mehr. Doch mittlerweile schießen auch immer mehr Mitarbeiter der Deutschen Bahn gegen ihren Arbeitgeber (hier mehr dazu).

Jetzt hat ein Lokführer offenbart, dass es scheinbar keinen Mangel an Zügen gibt – sondern nur an freien Strecken. Aus organisatorischen Gründen gibt es ganze Nachtschichten, die die Bahnmitarbeiter mit der Fahrt ins Nirgendwo verbringen.

Deutsche Bahn: Lokführer enthüllt leere Züge

Gegenüber „Focus Online“ hat ein Lokführer der Deutschen Bahn einen Blick hinter die absurden Kulissen des täglichen Zugverkehrs gegeben. „Wir fahren sinnlos durch die Prärie“, erklärt der Mann. Denn während die Bahn aufgrund von höherem Fahrgastaufkommen viele Züge neu angeschafft hat, sind die Kapazitäten an den Betriebsbahnhöfen nicht gleichzeitig gesteigert worden.

Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. „Gleise wurden stillgelegt und zurück gebaut, Weichen durch Prellböcke ersetzt – auch an Betriebsbahnhöfen“, so der DB-Mitarbeiter. Weil dadurch Abstellmöglichkeiten fehlen, fahren Lokführer während ihrer Nachtschicht regelmäßig auf leeren oder wenig genutzten Strecken.

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„Vergeudete Ressourcen“?

Aber nicht nur beim Abstellen, auch bei den Waschanlagen steht die Deutsche Bahn vor demselben Kapazitätsproblem. Manchmal müssten Züge Hunderte Kilometer Leerfahrt zurücklegen, um einen Reinigungsplatz zu finden. „Das sind vergeudete Ressourcen“, findet der Lokführer.


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Gegenüber „Focus Online“ bestreitet die Deutsche Bahn ein solches Vorgehen bei der Außenwäsche. Trotzdem gibt das Unternehmen auch zu: „Bereits heute stößt die Schieneninfrastruktur an ihre Grenzen.“ Man arbeite deshalb an mehr Abstellkapazitäten, an den Depots wie an den Werken, denn „die Infrastruktur ist nicht im gleichen Maße mitgewachsen.“ Ähnlich wie Lkws an Autobahn-Raststätten parken, würde ein „kleiner Teil“ der Züge leer an andere Standorte fahren, um dort über Nacht abgestellt zu werden.