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Erfurt: Zebrastreifen-Idee sorgt für Spott und Häme – Bürgermeister wird deutlich

In Erfurt sorgt eine ungewöhnliche Idee von Studierenden für hitzige Debatten. Von der Politik gibt es allerdings zustimmen.

Erfurt
© IMAGO/Panthermedia

Was du über die Stadt Erfurt wissen solltest

In diesem Video stellen wir dir die thüringische Hauptstadt vor.

In Erfurt wird immer wieder über neue Konzepte zur Verbesserung des Straßenverkehrs diskutiert. Besonders der Schutz von Fußgängern spielt eine zentrale Rolle. Doch innovative Ansätze stoßen nicht immer auf Zustimmung.

Jüngstes Beispiel ist ein Experiment von Studierenden der Fachhochschule Erfurt. Sie testeten eine alternative Gestaltung von Zebrastreifen. Doch statt konstruktiver Diskussion hagelte es Kritik in den sozialen Medien.

Erfurt: Von der Uni auf die Straße

Die Idee: Die Streifen nicht quer zur Fahrbahn, sondern längs anzuordnen. Damit sollte der Fokus auf den Vorrang der Fußgänger gestärkt werden. Der Stadtplanungsdozent Stefan Andreas und seine Studierenden setzten das Experiment im Rahmen des Seminars „Spazierwissenschaften“ an der FH Erfurt um. Sie veränderten probeweise die Markierung an der Ausfahrt des Erfurter Kulturquartiers und beobachteten die Reaktionen.

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Die Idee basiert auf mehreren Aspekten. So könnten Autofahrer die Längsstreifen als stärkere optische Barriere wahrnehmen. Auch für Fußgänger könne die neue Markierung intuitiver sein. „1953 wurden diese Zebrastreifen eingeführt, zehn Jahre später sollten erst Autos vor ihnen halten – davor wollte man damit eigentlich die Fußgänger stoppen“, erklärt Andreas gegenüber der „Thüringer Allgemeinen“. Zudem gebe es Hinweise, dass Menschen mit Autismus Schwierigkeiten hätten, quer verlaufende Streifen zu überqueren. Auch Tiere wie Hunde oder Pferde scheuten oft vor solchen Markierungen.

Erfurt: Häme auf Social Media

Der Testlauf der Studierenden wurde schnell in sozialen Netzwerken diskutiert. Besonders auf Facebook äußerten sich viele Nutzer abfällig über das Projekt. „Mit solchen Studenten sind wir verloren!“, schreibt ein Nutzer. Andere Kommentatoren sehen das Experiment als unnötige Spielerei oder verstehen die Überlegungen dahinter nicht. Ein weiterer Nutzer kommentiert: „Ich weiß nicht, wieso man sie jetzt in Regenbogenfarben umgestalten muss. Das wäre wieder nur Geldverschwendung.“ Die heftigen Reaktionen zeigen, dass das Thema Emotionen weckt – und vor allem missverstanden wurde.

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Trotz der Häme gibt es auch Stimmen, die hinter der Idee stehen. „Junge Menschen bilden sich, sind Teil der Forschung und haben innovative Ideen wie diese hier. Leider hat diese Kommentarspalte nichts Besseres zu tun, als diese jungen Menschen zu beleidigen und zu diffamieren“, heißt es in einem Beitrag. Es ginge nicht um „Regenbogen“-Streifen, sondern um die Anordnung. „Quer gleicht einem Haltestreifen und verdeutlicht eher, dass ein Haltegebot besteht“, klärt der User auf.

Erfurt: Unterstützung aus der Politik

Trotz der teils hämischen Reaktionen gibt es auch Unterstützung für das Konzept. Der Erfurter Ortsteilbürgermeister Robert Bednarsky zeigt sich gegenüber „Bild“ offen für die Längsstreifen. „Es ist vielleicht ungewohnt, aber doch völlig logisch! Die Fußgänger laufen an den Streifen entlang. Wir haben hier eine lange Straße, an der sich eine Schule befindet und auch viele ältere Menschen leben“, erklärt er gegenüber „Bild“. Deshalb wolle er zwei oder drei neue Zebrastreifen in dieser Form beantragen.


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Auch Dozent Andreas verteidigt die Studie: „Heute sind die Streifen nur noch aufgemalt, die Richtung hat also ihre Berechtigung verloren.“ Die Forschung sei ein wichtiger Schritt, um Verkehrssicherheit weiterzuentwickeln. Ob die umgedrehte Markierung tatsächlich in der Praxis eingeführt wird, bleibt ungewiss. Die derzeitige Regelung ist in der Straßenverkehrs-Ordnung (StVo) festgeschrieben.