Das ehemalige Verlagshaus der „Thüringer Allgemeine“ am Juri-Gagarin-Ring in Erfurt gakt einst als ambitioniertes Wohnprojekt. Doch noch immer ist nicht einmal der Rohbau fertiggestellt worden – ein halbes Jahr nach dem eigentlichen Bezugsdatum.
Rund 120 Wohnungskäufer aus Erfurt stehen vor einem Trümmerhaufen – sowohl finanziell als auch emotional.
Erfurt: Ein gescheitertes Bauprojekt
2018 begann Investor Christoph Gröner mit dem Umbau des zehngeschossigen Hochhauses. Ein Vorzeigeprojekt soll es werden: Das „Chronicle“. Eine Wohnanlage mit 76 sanierten und 44 neuen Eigentumswohnungen, ergänzt durch Tiefgaragen, Grünflächen und Spielplätze. Die Lage mitten in Erfurt versprach urbanes Wohnen mit modernem Komfort.
+++ Erfurt: Beliebtes Unternehmen erteilt Weihnachtsmarkt eine Absage! „Schei* drauf“ +++
Die Wohnungen waren begehrt. Quadratmeterpreise von 5.000 bis 7.500 Euro schreckten die Interessenten nicht ab. Bereits Anfang 2022 waren viele Wohnungen verkauft, die Fertigstellung wurde für April 2024 versprochen. Doch statt luxuriöser Lofts steht dort heute eine verlassene Baustelle. Ein Hochhausskelett, dessen Hoffnungen sich zerschlagen haben. Die Gröner Group hat mittlerweile Insolvenz angemeldet (>>> Hier mehr dazu).
Erfurt: Ein Projekt im Stillstand
„Das Haus ist entkernt, teilweise wurde mit dem Trockenbau begonnen, und die Tiefgarage unter dem Neubau ist gebaut. Das war’s“, schildert Käufer Matthias Meinung gegenüber dem MDR. Der Unternehmer hatte 2022 eine Loftwohnung in Erfurt erworben, plante dort seinen Altersruhesitz. Doch seit über einem halben Jahr nach dem ursprünglich geplanten Einzug ist nicht einmal der Rohbau fertig.
Was von außen wie ein eingefrorenes Projekt aussieht, ist eigentlich eine Katastrophe für die Beteiligten. Wohnungskäufer, Handwerker und Investoren sind gleichermaßen betroffen. Viele Käufer haben bereits hohe Anzahlungen geleistet, in einigen Fällen über die Hälfte des Kaufpreises. Gleichzeitig sitzen zahlreiche Handwerksfirmen auf unbezahlten Rechnungen. „80 Prozent der Handwerker waren mittelständische Erfurter Unternehmen, und sie warten noch immer auf ihr Geld“, berichtet Meinung.
Christoph Gröner investierte nicht nur in Erfurt
Christoph Gröner galt lange als schillernder Immobilieninvestor mit Projekten in Hamburg, Berlin und Leipzig. Doch mit der Insolvenz seiner Gröner Group im November 2024 sind viele seiner Projekte ins Wanken geraten. Auch das „Chronicle“ ist indirekt betroffen. Die finanzierende Bank hat die Mittel für die Fertigstellung gestrichen. Bereits im September wurde das Grundstück an die Fonds Plus Verwaltungsgesellschaft mbH verkauft.
+++ Hauptbahnhof Erfurt: Weihnachtsbaum spaltet die Gemüter – „Kein Respekt“ +++
Neue Investoren versuchen nun, die Situation zu retten. Doch für viele Beteiligte gleicht das einer Sackgasse. „Gröner nutzt Gesetzeslücken aus“, kritisiert Meinung. „Viele werden leer ausgehen, während er sich die Taschen füllt.“ Die finanziellen Belastungen sind für viele erdrückend. Kredite müssen weiter bedient werden, während die Wohnungen nicht nutzbar sind. „Das tut den Leuten richtig weh“, erklärt Meinung. Selbst Anleger, die auf Mieteinnahmen spekuliert hatten, geraten zunehmend in Schwierigkeiten.
Mehr News:
Am 26. November will der neue Eigentümer ein Sanierungskonzept vorstellen. „Wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam eine Lösung finden können, wenn alle an einem Strang ziehen“, heißt es in einer Mitteilung. Doch die Hoffnung auf einen Neubeginn ist bei vielen Käufern getrübt. Zu viel Vertrauen ist bereits verloren gegangen.