Bischof Ulrich Neymeyr aus Erfurt hat die Rolle der katholischen Kirche beim sexuellen Missbrauch scharf kritisiert!
Das Entsetzen über die Missbrauchsfälle und auch den Umgang der Verantwortlichen mit Beschuldigten und Betroffenen sei berechtigt, sagte Neymeyr bei seiner Predigt zur Bistumswallfahrt am Sonntag auf den Domstufen in Erfurt.
Erfurt: „Wir sind nicht tatenlos“
„Es gibt daran nichts zu beschönigen.“ Katholische Amtsträger hätten schwere Schuld auf sich getragen und die Kirche sei dadurch eine sündige Kirche geworden. Das nicht wahrzunehmen, sei die tiefste systemische Ursache des Missbrauchsgeschehens in der katholischen Kirche.
Im Erfurter Bistum werde im Oktober eine unabhängige Kommission unter Beteiligung von Betroffenen damit beginnen, das Geschehene soweit wie möglich aufzuarbeiten, sagte Neymeyr weiter. Seit elf Jahren gebe es im Bistum außerdem eine Missbrauchskommission, in der jeder einzelnen Beschuldigung nachgegangen werde.
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Kindesmissbrauch in Deutschland:
- eine systematische Erfassung der Fälle ist nicht existent, die WHO schätzt für Deutschland eine Million Betroffene
- laut Polizeistatistik findet sexueller Missbrauch zu 92 Prozent im Alter von 6 und 14 Jahren statt, die übrigen Opfer sind Kinder bis 6 Jahre
- Von den Tatverdächtigen sind 8 Prozent Kinder und 21 Prozent Jugendliche
- 2019 sind in Deutschland 15.701 Kinder als Opfer polizeilich erfasst worden
- das Bundeskriminalamt schätzt, dass nur jeder 15. Missbrauch angezeigt, und davon wiederum nur jeder fünfte Fall verhandelt wird
- Mädchen sind etwa drei- bis viermal häufiger betroffen als Jungen
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Auch auf dem Feld der Prävention habe es Fortschritte gegeben. „Wir sind nicht tatenlos. Manches dauert zu lange, aber wir können nicht auf Erfahrungen anderer zurückgreifen.“
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Zur Bistumswallfahrt waren am Sonntag nach Angaben eines Bistumssprechers rund 500 Menschen gekommen. Zugelassen war die doppelte Anzahl an Menschen, vor der Pandemie hatte die Zahl der Gläubigen im Schnitt bei 2.500 gelegen. In diesem Jahr habe wohl Corona noch einige zögern lassen, sagte der Sprecher. „Nicht jeder feiert unter Auflagen gerne Gottesdienst.“
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Außerdem seien das Wetter und das lange Wochenende im Freistaat nicht optimal gewesen. (dpa)