Die beliebte Balearen-Insel Mallorca hat rund eine Million Einheimische, wird aber jährlich von Touristen regelrecht überrannt. 2024 wurde die Zahl der Urlauber laut des spanischen Statistik-Instituts INE mit 18,7 Millionen Menschen wieder einmal übertroffen – neuer Rekord! Der Massentourismus ist den Einheimischen jedoch ein Dorn im Auge.
Während die Deutschen Mallorca bereits seit Jahren liebevoll als ihr „17. Bundesland“ bezeichnen, finden auf der Insel immer mehr Demonstrationen statt. Vor allem der knappe und überteuerte Wohnraum macht den Mallorquinern zu schaffen. Von der Balearen-Regierung sind sie enttäuscht und ihre Wut richtet sich deshalb immer mehr gegen die Ausländer. Das bekommen deutsche Urlauber, aber auch deutsche Einwohner zu spüren.
Mallorca-Resident entdeckt ausländerfeindliche Parole an seinem Auto
Wer einmal auf der Insel war, kommt meistens auch noch Jahre später gerne regelmäßig wieder. Und manch einer bleibt sogar dauerhaft. So Detlev E., der zu den 23.000 Deutschen zählt, die offiziell auf Mallorca gemeldet sind. Es leben jedoch noch weitaus mehr Deutsche auf der Insel. In Santa Eugenia, nur rund 20 Kilometer von der Hauptstadt Palma entfernt, hat Detlev E. seine Wahlheimat gefunden.
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Doch seit Montagmorgen fühlt er sich plötzlich gar nicht mehr so wohl und willkommen, wie er gegenüber dem „Mallorcamagazin“ erzählt. Denn an der Scheibe seines Wagens stand eine unmissverständliche Botschaft geschrieben. „Colonizer of Mallorca, go to hell! (auf Deutsch: „Kolonialherr Mallorcas, fahr zur Hölle!)“, stand auf einem Aufkleber. Auch das Fahrzeug seiner Nachbarin erhielt denselben „netten“ Aufkleber. Beide Autos besitzen ein deutsches Kennzeichen.
Frust und Wut nehmen zu
„Sie stehen für etwas Tieferes“, ist sich der Deutsche sicher, „das bereitet mir Unbehagen“. Wer und warum jemand diesen Sticker genau an den Wagen angebracht hat, weiß er nicht. „Ich verstehe, dass die Einheimischen frustriert sind. Die Insel verändert sich rapide. Die Preise steigen, Wohnungen werden knapp.“ Der Deutsche steht sichtlich zwischen den Stühlen, immerhin ist Mallorca und seine Bewohner doch seit Jahren zu seinem Zuhause geworden.
„Ich denke, die vielen Demos gegen Tourismus und Massifizierung tragen auch zu einem Teil Feindlichkeit bei“, so seine Einschätzung gegenüber des „Mallorcamagazins“. Gleichzeitig gibt Detlev E. zu Bedenken: „Viele Insulaner, die an Ausländer vermieten, profitieren doch auch davon.“
Derartige Parolen und Schmierereien werden jedoch immer wieder gesichtet – auch auf der Gegenseite. Erst wenige Tage zuvor sorgte ein Graffiti an der Kathedrale von Palma für Entsetzen (hier mehr dazu).