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Zalando in Erfurt: Mitarbeiter haben die Schnauze voll! „Ist ein Schlag ins Gesicht“

Die Luft ist bei Zalando am Standort Erfurt dick. Die Mitarbeiter haben sprichwörtlich die Schnauze voll und machen ihrem Unmut Luft.

© IMAGO/ Steinach

Zalando: Aufstieg eines Berliner Start-ups

Die Geschichte von Zalando ist eine echte Berliner Erfolgs-Story. 2008 wurde die heute in ganz Europa bekannte Firma in der Hauptstadt gegründet. Der Gründungsmythos der Firma lautet so: David Schneider und Robert Genz haben einen Schuhversand in einer Wohnung in der Berliner Torstraße aufgebaut. Sie waren Gründer, Logistik und Kundenservice in einem.

Die Luft im Logistikzentrum von Zalando in Erfurt ist dick.

Die Mitarbeiter haben sprichwörtlich die Schnauze voll und gehen auf die Barrikaden. Was genau bei Zalando in Erfurt los ist und warum die Mitarbeiter stinkwütend sind, liest du hier bei uns.

Zalando in Erfurt: Tarifstreit eskaliert

In Sachen Online-Shopping steht der Modeversandhändler Zalando bei vielen hoch im Kurs – und das nicht nur bei uns im Freistaat. Nicht hoch im Kurs hingegen stünden laut Verdi bei dem Unternehmen die Mitarbeiter. Weshalb sich die Lage am Standort in Erfurt weiter zuspitze.

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Der Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Modeversandhändler Zalando ist in Erfurt eskaliert. Wie Verdi in einer Mitteilung schreibt, wurde vor rund fünf Wochen durch die Mitglieder der Gewerkschaft eine Tarifkommission gewählt. Anschließend wollte diese mit ihrem Arbeitgeber in die Verhandlungen gehen – doch Zalando habe nicht mitgespielt schriftlich alle Tarifverhandlungen mit Verdi abgelehnt.

„Ist ein Schlag ins Gesicht“

Kein Wunder also, dass der Frust seitens der Gewerkschaft groß ist. „Die fehlende Verhandlungsbereitschaft des Arbeitgebers ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten, die gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft ihre berechtigten Interessen nach tariflich abgesicherten Arbeitsbedingen vertreten“, so Matthias Adorf, Gewerkschaftssekretär bei Verdi Thüringen für den Fachbereich Handel.

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Besonders bitter kommt die Aussage von Zalando bei den Erfurtern Mitarbeitern an, wenn man einen Blick auf die Umsatzzahlen des Unternehmens wirft. Denn scheinbar könne das fehlende Interesse an Verhandlungen nicht an zu wenig Geld liegen, wie Adorf deutlich macht: „Die Beschäftigten im Logistikzentrum sind über die Entwicklung der Arbeitsbedingungen zurecht wütend. Zalando hat im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als 500 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Doch anstatt die Beschäftigten angemessen zu beteiligen, kaufte Zalando jüngst lieber den Konkurrenten „About You“ vom Markt.“

Zalando in Erfurt: Mitarbeiter streiken am Freitag (11. April)

Und so folgt die Quittung für Zalando auf dem Fuße. Am Freitag (11. April) gehen die Mitarbeiter auf die Barrikaden und streiken. Dann geht von 5.30 Uhr bis in den Samstagmorgen in den Erfurter Hallen des Unternehmens nichts mehr. Die Beschäftigten versammeln sich ab circa 6 Uhr vor dem Gebäude, um ihrem Unmut Luft zu machen.

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Ihre Forderungen haben die Erfurter Zalando-Mitarbeiter dabei fest im Blick: die Anerkennung der Flächentarifverträge für den Einzel- und Versandhandel in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Hier liegen die Löhne für Lagerarbeiter nämlich rund 10 Prozent oberhalb der von Zalando aktuell gezahlten Löhne. Hinzu kämen höhere Zuschläge, kürzere Wochenarbeitszeiten, tarifliche Altersvorsorge und weitere Verbesserungen.

Zalando bezieht Stellung

Wie Zalando in einer Mitteilung schreibt, beteiligt sich die Mehrheit der rund 2.500 Erfurter Mitarbeiter nicht am Streik. So laufe auch der Betrieb am Standort in der Thüringer Landeshauptstadt weiter. Kunden haben deshalb keine Einschränkungen zu befürchten. Auch zum Thema Streik findet das Unternehmen deutliche Worte: „Wir setzen auf eine vertrauensvolle und offene Zusammenarbeit mit den Betriebsräten und Mitarbeitendenvertretungen – diese werden demokratisch von allen Mitarbeitern gewählt und repräsentieren daher die gesamte Belegschaft. In unserer Zusammenarbeit mit den Betriebsräten liegt der gemeinsame Fokus stets darauf, das Arbeitsumfeld und die Arbeitsbedingungen vor Ort für alle Beschäftigten zu gestalten und weiter zu verbessern. Diesen gemeinsamen und erfolgreichen Weg möchten wir auch in Zukunft fortsetzen“, heißt es seitens Zalando.


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So seien beispielsweise folgende Ergebnisse erzielt worden: Auszahlung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld in Höhe von jeweils 900 Euro, Gehaltserhöhungen von insgesamt 9,8 Prozent im vergangenen Jahr und eine Erhöhung des Urlaubsanspruchs auf 30 Tage. Das Unternehmen orientiere sich bei der Bezahlung in den Logistikzentren an den branchenüblichen Vergütungen. Laut des Unternehmens bietet Zalando seinen Mitarbeitern auch regelmäßig Urlaubs- und Weihnachtsgeld, vermögenswirksame Leistungen sowie einen Zuschuss zur betrieblichen Altersvorsorge sowie weitere attraktive Vergünstigungen..

Bleibt also abzuwarten, ob Zalando und die Erfurter Mitarbeiter noch auf einen gemeinsamen Nenner kommen.