Wie lange kann sich Saskia Esken noch als Parteivorsitzende halten? Besonders gegen die unpopuläre Co-Chefin richtet sich nach dem Wahldebakel der Zorn der Sozialdemokraten. Zwar steht auch Lars Klingbeil in der Kritik, zumal er sich gleich den nächsten Posten als Fraktionsvorsitzender angeln will. Doch noch deutlich mehr seine Genossin. An der Basis brodelt es nach der Bundestagswahl.
+++ Passend zum Thema: Wut an der SPD-Basis: „Die Parteispitze hat uns hängen gelassen“ +++
Es scheint allerdings so, dass Esken nur bereit ist das Feld zu räumen, wenn es einen Deal gibt.
Esken klebt an ihrem Amt – „Die Wähler merken sowas“
Esken begründete ihren Verbleib als SPD-Chefin damit, dass es nun darum gehe, „Stabilitätssignale“ zu senden. Offenbar aber sehen viele Basis-Mitglieder keinen Bedarf darin, dass Esken die auf 16,4 Prozent abgestürzte Partei weiter „stabilisiert“.
So platzt der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Thomas Wieczorek aus Hessen, der einen sehr aktiven Sozi-Account auf X pflegt, vor Wut: „Die hat völlig den Verstand verloren!“ Auch ein anderer SPD-Nutzer auf X, Martin Günzel, hat kein Verständnis mehr für das Agieren der Parteispitze. „Die beiden SPD-Vorsitzenden treten nicht zurück, keiner von beiden. Das sieht halt einfach nach sturer Gleichgültigkeit gegenüber den Folgen des eigenen Versagens aus. So können wir weder in eine neue Koalition noch in eine Erneuerung außerhalb der Regierung gehen.“
Der SPD-nahe Historiker Jan Claas Behrends analysiert auf X: „Dass nach dem Desaster weder Klingbeil noch Esken oder Miersch – alle leiteten die verfehlte Kampagne – zurückgetreten sind, dass niemand in der SPD die Verantwortung übernahm, zeugt schon von einem speziellen Verständnis von Demokratie. Die Wähler merken sowas.“
Will sie einen Ersatzposten?
Auch auf der Instagram-Seite von Saskia Esken geht es rund. So reagiert ein Nutzer dort auf ihren Dankes-Post nach der Bundestagswahl so: „Als SPD-Mitglied sage ich ganz offen: Auch du bist ein Gesicht des schlechtesten SPD-Wahlergebnisses seit 1887! Dein Rücktritt ist längst überfällig. Es müssen personelle Konsequenzen folgen statt Personalverschiebungen von Posten X auf Posten Y. Niemand ist größer als die Partei.“
Wie geht es nun weiter? Werden nach der Hamburg-Wahl am kommenden Sonntag doch noch die Köpfe rollen in der SPD? Generalsekretär Matthias Miersch steht als Wahlkampfmanager ebenfalls auf der Kippe. Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, ist aber aus SPD-Kreisen zu hören: „Esken geht nicht, ohne dass man ihr etwas gibt.“ Sie wolle also einen Deal und eine Gegenleistung, etwa den Posten als Vizepräsidentin im Bundestag!
Weitere Nachrichten für dich:
Bärbel Bas als Favoritin auf die Nachfolge
Derweil kursiert laut „Tagesspiegel“ der Name einer Favoritin auf die Esken-Nachfolge in Berlin. Zunächst war viel von Anke Rehlinger, der Ministerpräsidentin des Saarlandes, die Rede. Nun aber soll Bärbel Bas, die bisherige Bundestagspräsidentin, Kandidatin Nummer Eins sein. Sie wäre eine „exzellente Nachfolgerin“, findet der SPD-Abgeordnete Axel Schäfer im Gespräch mit dem „Tagesspiegel“. Die Duisburgerin sei „bodenständig, sympathisch, erfahren“ – mit ihr könne die Partei wieder punkten.