Gemischte Gefühle beim Erfurter CSC („Cannabis Social Club“). Auf der einen Seite ist die Freude groß, dass nach gut zwei Jahren Vorlauf endlich das erste Gras unter die Vereinsmitglieder gebracht werden kann. Auf der anderen Seite ist das Ergebnis der Bundestagswahl mehr als eindeutig.
Der CDU-Spitzenkandidat Friedrich Merz wird Kanzler – ein Mann, der um seine Ablehnung gegenüber der Cannabis-Legalisierung nie einen Hehl gemacht hat. Kommt mit ihm jetzt auch die große Kehrtwende in der Gras-Politik in Deutschland? Und damit auch das Aus für den „Cannabis Social Club“ in Erfurt? Thüringen24 hat sich unter den Vereinsmitgliedern umgehört.
Erfurter Verein zwischen Freude und Verzweiflung
Nach dem vorläufigen Endergebnis der Bundestagswahl käme die Union auf 208 Sitze, SPD auf 120. Eine „große Koalition“ zwischen CDU / CSU und SPD gilt als wahrscheinlich. Bei den Verhandlungen dürfte das Thema Cannabis-Legalisierung wieder auf dem Tisch landen. Die Union will das Projekt abschaffen, SPD hielt zuletzt noch daran fest.
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Harald Klatt vom CSC-Erfurt steckt den Kopf jedenfalls nicht in den Sand. „Friedrich Merz wird heute spätestens sehen, dass 28 Prozent für CDU / CSU zusammen kein Spitzenergebnis ist und dass es nicht für eine Alleinregierung reicht“, sagt er im Thüringen 24-Gespräch. „Die möglichen Koalitionspartner – denke ich mal – die werden das nicht wieder zurückfahren wollen. Es wäre auch Unfug, weil wenn man in der Gesellschaft saubere Verhältnisse schaffen will, dann muss man das mit legalen Mitteln machen können. (…) Warum sollte man das zurückfahren? Es gibt keinen logischen Grund.“
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Seiner Meinung nach ist die Cannabis-Legalisierung auch nicht das vordringliche Problem, das die neue Bundesregierung angehen sollte. „Übrigens“, lacht er, „ ich bin Optimist. Man muss Optimist sein, wenn man einen neuen Verein aufbaut.“
Erste Abgabe nach zwei Jahren Vorlauf
Einen Tag nach der Bundestagwahl konnte der CSC Erfurt zum ersten Mal selbst angebautes Cannabis an seine Mitglieder abgeben. Das Vereinshaus unweit der Zentralheize ist dabei denkbar unscheinbar. Die Schaufenster sind alle zugehangen, weil das das Gesetz so vorsieht. Nur ein kleines Banner an der Tür wurde dem Verein erlaubt. Dutzende Mitglieder hinderte das an diesem Montag trotzdem nicht daran, vorbeizuschauen und sich ihre Portion an der Ernte zu sichern.
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„Der Vereinsaufbau und der Aufbau der Cannabis-Plantage, das verlief parallel, das erfordert sehr viel Kraft und Mühe“, so Klett. „Deswegen ist es umso schöner, dass das alles geklappt hat und wir so gut durchgehalten haben.“
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Der Verein hofft jetzt jedenfalls, dass die Ausgabe am Montag nicht seine letzte bleiben wird. Jetzt muss nur noch Merz mitspielen.