Pierre Sanoussi-Bliss (62) hat im Dschungelcamp mächtig Eindruck hinterlassen! Als Zweitplatzierter schnappt er sich den Titel des Prinzen. Ob er Lilly Becker den Sieg gönnt oder doch ein bisschen enttäuscht ist? Und gibt’s noch Zoff mit den anderen Kandidaten?
In der Pressekonferenz, bei der auch DER WESTEN dabei war, plaudert Pierre aus dem Nähkästchen.
Dschungelcamp-Star Pierre Sanoussi-Bliss im Interview
Herzlichen Glückwunsch Pierre, wie geht es dir?
Danke, mir geht es sehr gut.
Wie viel hast du denn abgenommen?
Ich habe genau neuneinhalb Kilo abgenommen.
Hat Lilly die Krone deiner Meinung nach verdient?
Absolut. Also, wir haben uns ja bei der Verkündung wirklich beide fest in die Augen geschaut – zehn Zentimeter voneinander entfernt – und das ist großartig. Also, bei mir gab es nicht eine Millisekunde Enttäuschung. Das ist tatsächlich so, und das hat mir eigentlich auch nur wieder bestätigt, dass ich so, wie ich bin, ganz okay bin, weil ich anderen alles gönne.
Ist das auch dein größtes Learning vom Dschungel oder gibt es noch eins?
Das ist mit das größte. Also, das größte ist, dass ich nichts lernen musste, weil ich vorher schon komplett war. Der Dschungel hat mich in keinster Weise verändert, sondern eigentlich nur bestätigt, dass es okay ist, so wie ich bin. Ich komme auch mit mir völlig fremden Menschen durchs Leben, ohne dass mir jemand aufs Maul haut.
Ist das jetzt ein einmaliger Ausflug in die Reality-Welt gewesen oder sehen wir dich bald im nächsten Format?
Naja, Reality ist ja nicht gleich Reality. Das ist ja eine breit gefächerte Sache. Ich kannte das Dschungelcamp eigentlich gar nicht. Ich wusste zwar, dass es das gibt, aber ich habe es nie geguckt. Vielleicht war es auch gut, dass ich es vorher nicht gesehen hatte. Mit den anderen Formaten muss ich mich erst mal beschäftigen. Wenn da irgendetwas dabei ist – ich weiß nicht, Die Verräter oder so, was mir Spaß machen könnte, ohne Schlafentzug, ohne Hunger und hygienisch einwandfrei, also wenigstens ein funktionierendes Dixi-Klo, dann würde ich es machen. Ich würde nie sagen: ‚Nie, nie.‘ Es macht Spaß. Es macht echt Spaß.
Da können wir Sonja ja mal bezüglich Die Verräter Bescheid geben.
Ja.
Was steht nun bei dir an? Gibt es weitere TV-Projekte? Gehst du gerade ein bisschen in diese Richtung?
Nein, ich habe keinerlei Angebote, was Film und Fernsehen angeht. Ist aber nicht schlimm, das bin ich aus den letzten 43 Jahren gewohnt. In dem Sinne: Irgendwas kommt ja dann doch immer. Momentan bin ich als eine der Hauptrollen in Boom Boom Bruno mit Ben Becker in der Hauptrolle zu sehen. Das kann man bei Sky und diversen Streaming-Diensten streamen. Ansonsten spiele ich in Berlin weiter Theater, jetzt wieder am 22. und 23. Februar im Kleinen Theater am Südwestkorso: Miss Daisy und ihr Chauffeur. Ich bin nicht Miss Daisy, aber ich habe die ganze Sache inszeniert und stehe auch mit auf der Bühne.
Im Camp hast du immer andere gelobt. Was hat dir an dir selbst imponiert?
Dass ich mich auch ohne Koffein bewegen kann. Und dass ich Ruhe bewahre, wenn es irgendwie heiß hergeht. Ich habe gerne die Beobachterrolle eingenommen und mir eingebildet, ich hätte eine Kinokarte für die kochende Wut oder die köchelnde Leidenschaft vor mir. Je nachdem, wie man es nennen will. Ich hatte total Spaß beim Zuschauen. Es war eine unterhaltsame Angelegenheit.
Du hast gesagt, dass du nicht gedacht hättest, so gut beim Publikum anzukommen. Warum?
Ja, das habe ich wirklich nicht gedacht. Seit einiger Zeit gibt es in Deutschland – ich sage mal, seit Corona – diese Spaltung mit Verschwörern und Befürwortern und sonstigen Extremen. Es gibt eine Art neuen Rassismus. Auf Social Media, wo ich nur auf Instagram und Facebook bin, lese ich Dinge wie: „Ach, am liebsten würde ich dich blutig gepeitscht durch Brandenburg treiben.“ Solche Sachen kommen mir immer wieder unter.
Wenn ich sehe, in welche Richtung sich Parteien bewegen, die gewählt werden, spüre ich ein Grundrauschen, das mir nicht gefällt. Als jemand, der offen schwul lebt – schon immer – habe ich nie ein Coming-out gehabt. Und als Schwarzer werde ich vorsichtig. Obwohl mir selten etwas passiert, liegt das an der Blase, in der ich mich aufhalte. Trotzdem entwickelt man irgendwie einen siebten Sinn. Das finde ich eigentlich unnötig, weil mein Motto ‚Leben und leben lassen‚ ist. Aber jetzt habe ich die Bestätigung, dass vielleicht doch irgendwann Hirn vom Himmel geworfen wurde und es noch eine Menge vernünftiger Menschen gibt, die mich mögen.
Gibt es noch eine Chance, den Inhalt des Briefes von deinem Begleiter zu erfahren? Und wenn nicht, warum nicht?
Nein, da gibt es keine Chance. Das war für mich einfach mal etwas Privates. Das gehört außerhalb des Dschungels nicht in die Öffentlichkeit. Es war nichts Schlimmes, sondern eine Insidersache. Wenn ich das jetzt erklären würde, würde es die Magie verlieren. Man erklärt ja auch keine Witze im Nachhinein.
In der Show gab es noch nie so viele Abbrüche. Woran hat es gelegen?
Welche Abbrüche?
Dschungel-Abbrüche.
Ach so, ich habe ja keinen Vergleich. Wenn es viele waren – ich habe nichts abgebrochen. Doch, unsere Prüfung wurde wegen Anna-Carina abgebrochen, wenn ich mich richtig erinnere. Aber das war völlig in Ordnung. Da sind ja selbst mir die Tränen gekommen. Irgendwann gibt es tatsächlich eine Grenze. Ich bin ja nicht umsonst dazwischengegangen und habe gesagt: ‚Bis hierhin und nicht weiter! Das ertrage ich nicht.‘
Erwartest du noch eine Reaktion von den ZDF-Verantwortlichen oder ehemaligen Weggefährten, nachdem du das Thema im Dschungel nochmal angesprochen hast?
Nein, ich erwarte keine Reaktion. Ich bin durch damit. Ich denke, es würde auch keine kommen. Das sind Trotzböcke da oben, die selten ein Ohr für Schauspielerherzen und unsere kleinen Seelchen haben.
Du hast dich sehr meinungsstark präsentiert. Warum hast du dich gerade im Dschungelcamp zu Themen wie Homophobie und Rassismus positioniert?
Weil es keine anderen Formate gibt, in denen ich das hätte tun können. Und warum soll ich das nicht nutzen? Das sind ja Themen, die zu mir gehören. Man sieht meine Hautfarbe – warum soll ich nicht erzählen, wie ich inzwischen damit lebe? Man weiß, dass ich schwul bin – warum soll ich nicht sagen, dass mir immer noch diese Schwulenhasser auf den Keks gehen? Ich habe mir das nicht vorgenommen, ich bin nicht als Botschafter reingegangen. Aber das bin ich eben. Und deshalb habe ich die Möglichkeit genutzt.
Hast du noch mit jemandem Gesprächsbedarf?
Nein, mit niemandem. Alle weiteren Gespräche werden sehr witzig in einem Restaurant meiner Wahl stattfinden – wahrscheinlich hauptsächlich mit Lilly. Das war es dann auch. Ich gehe in keine WhatsApp-Gruppe oder so. Das ist für mich mit diesem Tag vorbei.
Maurice hat Fake-Vorwürfe erhoben und damit auch euch Kandidaten beschuldigt. Wie antwortest du darauf?
Mir ist völlig egal, was Maurice zu irgendeiner Zeit gesagt hat.
Nach dem Dschungelcamp-Finale ist vor dem großen Wiedersehen. RTL zeigt die Reunion-Show am 10. Februar zur Primetime.