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Thüringen: Massenhaft „Risikostahl“ verbaut! Droht uns der Brücken-GAU? Minister spricht Klartext

Nach Abrissmaßnahmen in Berlin werden auch die Brücken in Thüringen vermehrt überprüft. Wie sicher sie wirklich sind, liest du hier.

Thüringens Minister für Digitales und Infrastruktur Steffen Schütz.
© IMAGO/Karina Hessland

Reden wir drüber: Werden Ossis immer noch anders behandelt als Wessis?

Kurz vor der Landtagswahl 2024 in Thüringen fragen wir die Menschen dort, ob sie sich immer noch anders behandelt fühlen als Wessis.

Mehrere Brücken in Thüringen sind mit genau dem Material gebaut worden, das in Berlin zu mehreren Abrissen führt.

Was passiert mit den Thüringer Brücken? Wie sicher ist die Infrastruktur im Freistaat? Thüringen24 hat nachgeforscht.

„Risikostahl“ findet sich auch in den Thüringer Brücken

Was für viele Bau-Ingenieure ein Horrorszenario ist, hat sich in Berlin bewahrheitet. Dort müssen laut „Tagesspiegel“ mindestens vier Brücken abgerissen werden. Sie sind alle mit Hennigsdorfer Spannstahl errichtet worden – auch bekannt als „Risikostahl“. Auch die eingestürzte Carolabrücke in Dresden wurde mit dem Stahl gebaut. Generell wird er als „anfällig für Spannungskorrosion“ eingestuft, weshalb der Neubau der Brücken in Berlin eingeleitet wurde.

Auch in den Thüringer Brücken ist er zu finden. In „65 Brückenbauwerken in Bundes- und Landesstraßen in unserem Zuständigkeitsbereich ist sogenannter „Hennigsdorfer Spannstahl“ verbaut“, sagte ein Sprecher aus dem Thüringer Infrastruktur-Ministerium zu Thüringen24. Auch im Freistaat würden entsprechende Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet, damit es nicht zum Einsturz komme.

Thüringer Brücken im Dauer-Check

Zu den 65 Brückenbauwerken gehören demnach 17 Spannbeton-Brücken: „Neben einer deutlich häufigeren Bauwerksbesichtigung als allgemein üblich erfolgt für diese Bauwerke in diesem Jahr eine sogenannte Sonderprüfung“, so der Sprecher. Der übliche Prüfrhythmus gebe vor, „dass alle sechs Jahre eine Hauptprüfung, nach drei Jahren eine einfache Prüfung, einmal jährlich eine Besichtigung, zweimal jährlich eine Beobachtung sowie die 14-tägige Beobachtung im Rahmen der Streckenkontrolle zu erfolgen hat.“ Sollte sich zeigen, dass auch bei weiteren Bauwerken unter anderem Sonderprüfungen einzuleiten sind, werde die Thüringer Straßenbauverwaltung das veranlassen.

+++ Erfurt zieht die Brücken-Reißleine! Es war einfach zu gefährlich +++

Abrissmaßnahmen, wie auch in Berlin, seien in Thüringen derzeit nicht geplant. „Dennoch werden natürlich zur Aufrechterhaltung einer sicheren und funktionstüchtigen Infrastruktur schon seit längerem Ersatzneubauten von infrastrukturellen Bauwerke durchgeführt“, hieß es aus dem Ministerium. Der Ersatzneubau-Prozess beschränke sich „im Übrigen nicht auf Bauwerke, in denen ‚Hennigsdorfer Spannstahl‘ verbaut ist und wird kontinuierlich fortgeführt“.

So sicher sind die Thüringer Brücken wirklich

Generell nimmt Thüringens Infrastruktur-Minister Steffen Schütz (BSW) die Lage sehr ernst. „Eine meine ersten Amtshandlungen als neuer Thüringer Verkehrsminister war, auch vor dem Hintergrund des Einsturzes der Dresdner Carolabrücke, mich über den Zustand der Thüringer Brücken unterrichten zu lassen. Die Kolleginnen und Kollegen der Straßenbauverwaltung leisten hier eine gute Arbeit und ein gutes Monitoring, sodass die Verkehrssicherheit gewährleistet ist“, so Schütz.


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Im bundesweiten Vergleich schneidet der Zustand der Thüringer Brücken auch gut ab. Laut Ministerium kann der Zustand der Brückenbauwerke im Zuge von Bundesstraßen im Gesamt-Durchschnitt als gut, und der Brückenbauwerke im Zuge der Landesstraßen als befriedigend bezeichnet werden.