Im Nahverkehr in Thüringen braut sich etwas zusammen. Seit Wochen schon ringen die Gewerkschaft Verdi und der Mitteldeutsche Omnibusverband (MDO) um bessere Arbeitsbedingungen für Busfahrer im Freistaat.
Doch auch nach der zweiten Verhandlungsrunde gibt es weiterhin keine Einigung. Jetzt drohen umfangreiche Warnstreiks – und die könnten für viele Pendler zur echten Geduldsprobe werden.
Thüringen: Fahrgäste müssen sich wappnen
Der Knackpunkt der Verhandlungen: Verdi fordert für die Mitarbeiter drei Euro mehr in der Stunde. Außerdem sollen sie künftig nur noch 38 Stunden arbeiten – also zwei Stunden weniger als bisher. Laut der Gewerkschaft haben die Arbeitgeber das aber abgelehnt und nur vage Verbesserungen angeboten, schreibt Verdi.
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„Die Beschäftigten im Tarifgebiet des MDO arbeiten jede Woche zwei Stunden mehr als in vielen anderen Betrieben und erhalten trotzdem jeden Monat mehrere hundert Euro weniger Lohn“, betonte Verdi-Verhandlungsführer Paul Schmidt. Besonders hart treffe es viele Fahrer in kleineren Landkreisen, in denen die Löhne ohnehin niedriger seien. „Wir fragen uns: Warum sind die Beschäftigten in den MDO-Betrieben Mitarbeiter zweiter Klasse? Das ist inakzeptabel“, sagte Schmidt.
Thüringen: Verdi mit klarer Kante
Die Arbeitgeber sollen angeboten haben, Zuschläge für Samstagsarbeit einzuführen und die Arbeitszeit schrittweise auf 38 Stunden zu reduzieren. Die Gewerkschaft wirft den Arbeitgebern eine „Verweigerungshaltung“ vor. Das Argument der knappen Kassen lässt Verdi nicht gelten. Zudem hatte die Gewerkschaft noch kurz vor der gescheiterten Verhandlungsrunde die Verantwortlichen schriftlich aufgefordert, den Nahverkehr angemessen zu finanzieren – ohne Erfolg.
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Jetzt drohen massive Warnstreiks im Busverkehr. „Offensichtlich braucht es weiteren Druck“, sagte Schmidt. Sollte es nicht bald Bewegung geben, könnten in vielen Landkreisen in Thüringen Busse stillstehen. Das würde für zahlreiche Pendle bedeuten: Lange Wartezeiten, volle Bahnen und Chaos pur auf den Straßen. Die nächste Verhandlungsrunde soll am 27. Februar in Erfurt über die Bühne gehen. Ob die Arbeitgeber vorher oder dann einlenken, bleibt abzuwarten.
Thüringen: Hier droht Stillstand
Hintergrund: Im Mitteldeutschen Omnibusverband (MDO) organisieren sich nach eigenen Angaben über 40 Thüringer Bus- und Taxiunternehmen. Sie bedienen den öffentlichen Nahverkehr in zahlreichen Landkreisen wie zum Beispiel dem Ilmkreis oder den Landkreisen Saale-Orla, Saalfeld-Rudolstadt oder dem Landkreis Sonneberg. Zwischen dem MDO und Verdi gibt es Tarifverträge, die die Einkommens- und Arbeitsbedingungen regeln. Zusätzlich gibt es neben diversen Haustarifverträgen auch den so genannten Tarifvertrag Nahverkehr (TV-N) Thüringen, den die Gewerkschaft mit den Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) Thüringen vereinbart hat. Im KAV sind unter anderem die ÖPNV-Unternehmen in Erfurt, Jena, Gera und Weimar sowie einiger Landkreise organisiert.