In Erfurt beziehen mehr als 11.000 Menschen Bürgergeld. Noch mehr sind bedürftig, trotz Job oder Rente.
Karin Burfeind ist seit Jahrzehnten im sozialen Bereich in Erfurt tätig. Seit rund einem Jahr leitet sie den gemeinnützigen Verein „Kontakt in Krisen“. Thüringen24 gegenüber spricht sie Bürgergeld-Klartext – und spricht damit aus, was viele einfach nicht hören wollen.
Erfurter Sozialarbeiterin spricht Bürgergeld-Klartext
Seit 2019 steigt die Anzahl der Bürgergeld-Empfänger in Deutschland an. 2024 lag die Zahl der Empfänger von Sozialleistungen bei 1,76 Millionen. Das macht sich auch in Erfurt bemerkbar, sagte Karin Burfeind zu Thüringen24. Schon seit Jahrzehnten ist sie im sozialen Bereich tätig. Mittlerweile ist Karin die Geschäftsleiterin des gemeinnützigen Vereins „Kontakt in Krisen“. Und der Name ist Programm: Wer in eine Krise gerät, findet hier Hilfe, egal ob die Krise finanzieller, gesundheitlicher oder anderer Natur ist.
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Aber auch bei Angelegenheiten wie Behördengängen, Beantragung von Pflege- oder Wohngeld und Schulden- und Insolvenzberatung unterstützt der „Kontakt in Krisen“ Erfurter in Not. Bei dieser Arbeit haben Karin und ihr Team auch tagtäglich mit Arbeitslosen und Bürgergeld-Empfängern zu tun. Über die Jahre hinweg hat die Sozialarbeiterin vor allem eines beobachtet. „Die meisten Arbeitslosen wollen nicht arbeitslos sein, bedürftig erst recht nicht“, sagte sie zu Thüringen24.
„Die Wenigsten haben sich das ausgesucht“
Und weiter: „Mich macht das sauer, dass Bürgergeld-Empfänger und Bedürftige von der Gesellschaft so stigmatisiert werden. Denn die wenigsten haben sich ihre Lage ausgesucht. Die wollen nicht so leben.“ Karin erinnert daran, dass sich hinter jedem Menschen ein Schicksal und eine Geschichte befindet. Bürgergeld-Empfänger, wie sie bei Shows wie „Hartz und Herzlich“ oder „Armes Deutschland“ in Szene gesetzt werden, machen sie wütend. „Das fördert die Stigmatisierung nur weiter. Dass Leute zu faul sind zum Arbeiten oder dem Staat mit Absicht auf der Tasche liegen, ist die absolute Ausnahme. Die meisten unserer Kunden geben sich wirklich Mühe, schnell selber wieder auf die Beine zu kommen“, sagte Karin.
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„Dass man in eine Krise kommt, geht schneller als man denkt. Man braucht nur den Job zu verlieren und nicht sofort einen Neuen zu bekommen und schon steht man da“, sagte Karin zu Thüringen24. Gerade älteren Menschen würde das besonders schnell zum Verhängnis – schließlich nehme nicht jeder Arbeitgeber Bewerber, die nur wenige Jahre von der Rente stehen. „Niemand möchte bedürftig sein. Niemand möchte von ständig anderen auf der Tasche liegen. Deshalb geben wir uns größte Mühe, unseren Kunden auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen so schnell wie möglich aus ihrer Krise herauszuhelfen“, sagte die Erfurter Sozialarbeiterin.
++ Wenn du an den Erfurter Verein „Kontakt in Krisen“ spenden möchtest, findest du alle Infos und Möglichkeiten auf seiner Webseite. ++