Es ist schon auffällig: Kaum ein Spitzenkandidat lässt Erfurt im Wahlkampf vor der Bundestagswahl 2025 aus. Und das obwohl die Zeit bis zum 23. Februar denkbar knapp ist. Christian Lindner (FDP), Friedrich Merz (CDU) und auch der Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz planten die Domstadt in ihrer Wahlkampftour ein – das trotz oder vielleicht gerade wegen des Gegenwinds für die Parteien im Freistaat.
Die Veranstaltung in der Zentralheize war trotzdem gut gefüllt – auch wenn die meisten im Publikum wohl ein rotes Parteibuch in der Brust führen. Klar, dass es nach dem schrecklichen Attentat in Aschaffenburg zunächst vor allem um das Thema Sicherheit ging. Der Kanzler lockte dem Erfurter Publikum aber auch einen Lacher aus dem Zwerchfell. Es ging um das Thema Rente.
Olaf Scholz in Erfurt: Plötzlicher Lacher im Publikum
Genau das kam am Donnerstag (23. Januar) gleich in mehreren Fragen zur Sprache. Die Sicherung und eine mögliche Erhöhung des Rentenniveaus scheinen die Thüringer vor der Wahl offenbar herumzutreiben. „Wir buttern jedes Jahr über 120 Milliarden Euro in das Rentensystem“, fragte etwa ein Teilnehmer. „Könnten sie mir sagen, wie sie vorhaben, das Rentensystem zu überarbeiten?“
+++ Olaf Scholz in Erfurt: Beim Trump-Zuruf aus dem Publikum kann er es sich nicht verkneifen +++
Am System selbst will Scholz dabei überhaupt nicht schrauben. Stattdessen konzentriert sich seine Antwort darauf, wie man möglichst viele Menschen am Arbeitsleben teilnehmen lassen kann. Zwei Baustellen sieht er hier beim Ausbildungsbeginn und beim Einstellungsverhalten der Arbeitgeber von älteren Bewerbern. Unterm Strich glich die Ansage aber eher einem: Ohne Fleiß kein Preis. Zitat:
„Wenn wir nicht genug haben, die hier anpacken und das machen, dann werden wir es nicht schaffen, unseren Wohlstand zu sichern“, so Scholz.
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Der eigentliche Lacher ereignete sich aber vor der Frage. Der Fragesteller befürchtete nämlich, dass sich das Renten-Eintrittsalter perspektivisch erhöhen könnte. Das bisherige Eintrittsalter von 67 bezeichnete er als „vollkommen normal“ und erklärte weiter: „Ich will auch nicht bis 70 oder drüber arbeiten.“ Darauf konterte Scholz verschmitzt: „Ich schon!“, und spielte damit indirekt auf seine Ambitionen zur Wiederwahl an. Bei einer Wiederwahl würde der jetzige Bundeskanzler (66) das gesetzliche Rentenalter deutlich übertreffen.