Auch wenn der kurze Winter-Traum in den meisten Regionen in Thüringen fast schon wieder vorbei ist – die Mitarbeiter der Winterdienste sind stets bereit, auf einen erneuten Schnee-Fall zu reagieren. Für sie zählt die Zeit zwischen Dezember und Ende Februar zu den geschäftigsten Zeiten des Jahres.
Egal ob Winterdienst für die Straßen oder der oft von Hausmeisterdiensten angebotene Winter-Service fürs Beräumen der privaten Gehwege – bei Dutzenden Menschen heißt es, sobald die Schneeflocken fallen: „Ran an die Arbeit“. Thüringen24 hat mit Steffen Schenk gesprochen. Er betreibt seit rund 15 Jahren einen Hausmeisterdienst samt Winterdienst. Mit uns spricht er über die schönen und die unschönen Seiten seiner Tätigkeit.
Thüringen: „Eine ganz andere Welt“
Steffen und seine Mitarbeiter haben mittlerweile schon ein paar Winter gestemmt. Waren oft zu Zeiten unterwegs, an denen der Otto-Normalverbraucher schläft oder seinen Feierabend genießt, um die Gehwege verschiedener Häuser und Liegenschaften in ganz Thüringen vom Schnee und Eis zu befreien. Dass da etliche Geschichten zusammen kommen, gute wie schlechte, überrascht wenig. Was verblüffen dürfte: Steffen macht die Winterdienst-Arbeit gerne. Während es für die meisten wohl der absolute Albtraum wäre, nachts um 2 Uhr das Haus zu verlassen, um Schnee zu schippen, ist es für Steffen einer der besten Zeitpunkte während der Winterdienst-Arbeiten. „Das schönste ist mitunter, wenn es 2 oder 3 Uhr nachts ist, es frisch geschneit hat und du fährst im Auto alleine irgendwo hin. Das ist ein bisschen so, wie wenn du früher von der Disco gekommen bist – eine ganz andere Welt“, kommt er ins Schwärmen.
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Seine Arbeitszeit und die seiner Kollegen, die ebenfalls für die Beräumung der Gehwege verantwortlich sind, vergleicht er mit einem Lottospiel. Denn nicht nur das Beräumen und Streuen gehört zum Winterdienst-Service, er und sein Team müssen auch Kontrollfahrten machen. Während es in Erfurt regnet, sammelt sich der Schnee bereits einige Orte weiter. „Von November bis März ist dann halt auch einfach kein Ski-Urlaub angesagt“, erklärt der Thüringer und muss dann selbst über seinen Kommentar lachen. Immer wieder betont er, dass die Arbeit ihm trotz allem Spaß mache. „Ansonsten ist es wie bei jedem anderen Job, oft sind die Menschen das Problem“, schmunzelt er weiter.
„Ich hab mittlerweile schon alles gehört. Ich reg mich gar nicht mehr über die Leute auf“, erzählt er. Klassischerweise gebe es natürlich immer die „Wann kommen Sie denn endlich“-Anrufe. „Es gibt leider sehr viele Unvernünftige, die dann auch aggressiv werden“, berichtet Steffen weiter. „Aber wenn ich selbst nicht mit dem Auto dahin komme, weil alles vereist ist und die Straßen nicht geräumt sind, wie soll ich denn dann vor deiner Tür Winterdienst machen?“
Thüringer macht sich Luft
Wer dem Thüringer und seinen Mitarbeitern unterdessen oft übel mitspielt, sind die großen Winterdienstfahrzeuge, die die Straßen freiräumen. „Da bist du so am Schippen, egal was du dir darunter vorstellst, ob Frühsport oder nicht“, scherzt Steffen, „und dann kommt da so ein TSI-Auto, das sind die städtischen großen Mercedes und fährt durch den Ort mit 75 Sachen, weil irgend so ein Geister-Prinz hintern Steuer sitzt und schiebt den Schnee wieder auf deinen geschippten Gehweg drauf… da hast du dann 50 Meter lang komprimierten Schnee in nasser, glitschiger Form einen halben Meter hoch liegen – und das dann wegzumachen ist richtig Arbeit!“, macht er sich Luft.
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Doch immer wieder gibt es neben den nächtlichen, stillen Momenten Situationen, die dem Thüringer ein Lächeln ins Gesicht zaubern: die Dankbarkeit. „Manchmal, wenn ich mit dem Trecker unterwegs bin, siehste dann schon: ‚Oh, die Mutti muss mit der Oma zum Arzt‘ und du siehst, die müssen 30 oder 40 Meter frei machen, um mit der Karre rauszukommen, da fahr ich dann zweimal hin und her, räum das denen schnell frei… ich will dafür dann ja auch nicht bezahlt werden“, macht er deutlich. Oft zeigen die Menschen dann mit kleinen Aufmerksamkeiten, wie froh sie über seine schnelle Hilfe waren. „Das eine Mal hatte ich den Trecker voll nur mit Würstchen, Brot und Schnaps.“