Lautes Gebrüll, eine feiernde Meute und immer wieder eskalierende Situationen in den Parkanlagen Erfurts sorgten in den Sommermonaten immer wieder für Frust bei den Anwohnern – und für etliche Polizeieinsätze.
Zurückgelassene leere Flaschen und anderer Müll brachten die Erfurter und auch die Stadtverwaltung an ihre Grenzen. Es wurde sogar in Erwägung gezogen, Parkanlagen wie den Nordpark oder den Stadtpark gänzlich über Nacht zu schließen. Letzte Hoffnung war das Einsetzen sogenannter Awareness-Teams, um für Ruhe zu sorgen und die Beamten zu entlasten (wir berichteten). Doch konnten die Trupps wirklich etwas bewirken? Thüringen24 hat nachgefragt.
Erfurt: Erstmals Awareness-Teams im Einsatz
Die „Erfurter Nachteulen“ starteten den diesjährigen Probelauf am 23. August mit zwei Teams von jeweils drei Mitarbeitern. Zu ihren Einsatzorten, wenn man das so nennen mag, zählten nicht nur die Problem-Parks, bei denen Dauerlärm und Chaos beinahe Normalzustand waren, sondern auch Veranstaltungen wie das Erfurter Weinfest oder das Oktoberfest auf dem Domplatz. Insgesamt waren die „Erfurter Nachteulen“ an 24 Tagen, meistens am Wochenende von August bis Oktober, im Einsatz. Die Mitglieder sind leicht an ihrer Funktionsjacke mit dem „Erfurter Nachteulen“-Logo und den leuchtenden LED-Rucksäcken zu erkennen. Aufgabe der Awareness-Teams ist es, bei Lärmbelästigungen zwischen den beteiligten Parteien zu vermitteln und so die Interessen beider Parteien auf einen Nenner zu bringen.
„Die Erfahrungen zeigen, dass die Menschen sehr dankbar über die Ansprache der Nachteulen waren, da zum einen der Lärmpegel verringert werden konnte, aber dennoch die Nutzer weiter in den Parkanlagen verbleiben konnten“, schreibt die Stadt Erfurt auf Nachfrage von Thüringen24. Auch bei einem Vermisstenfall konnte das Awareness-Team die Erfurter Polizei unterstützen. So wurde am letzten Oktoberwochenende ein neunjähriges Kind nach einer zweistündigen Suche seinen Erziehungsberechtigten übergeben. „Des Weiteren fand in unmittelbarer Nähe eines Teams der Erfurter Nachteulen eine Messerstecherei in der Erfurter Innenstadt statt. Noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte haben die Nachteulen der verletzten Person Erste Hilfe geleistet und die Notfallbetreuung sichergestellt“, berichtet die Stadt Erfurt von einem weiteren Vorfall.
Jüngere Generation schätzt „Erfurter Nachteulen“
Auf dem Oktoberfest half der Awareness-Trupp unter anderem mit Wasser und Notfallsnacks den Besuchern, die ihren Alkoholkonsum nicht richtig einschätzen konnten, und waren auch für alle anderen Besucher wichtige Ansprechpartner. So konnten die „Erfurter Nachteulen“ den schnellsten Weg zum Hotel oder Bahnhof weisen und haben ein verlorengegangenes Kind wieder seinen Eltern übergeben können.
Wie die Stadt Erfurt gegenüber Thüringen24 berichtet, habe besonders die jüngere Generation die Anwesenheit und die Arbeit der Awareness-Teams geschätzt. Die Aufklärungsarbeit und der Wiedererkennungswert sollen im nächsten Jahr noch gesteigert werden. Denn auch wenn es während der 24 Einsatztage keine diskriminierenden oder sexuellen Übergriffe an die „Erfurter Nachteulen“ herangetragen wurden, heißt das noch lange nicht, dass diese nicht stattgefunden hätten. Betroffenen soll im kommenden Jahr Mut gemacht werden, dass sie sich auch im Falle solcher Übergriffe vertrauensvoll und hilfesuchend an die Awareness-Teams wenden können.
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Der Einsatz der Erfurter Nachteulen ist in diesem Jahr noch nicht zu Ende. Zum Beginn des Erfurter Weihnachtsmarktes sollen sie ebenfalls wieder unterwegs sein, wie die Stadt schreibt. Für das Jahr 2025 sei eine Fortsetzung des Projekts geplant. „Die Ausschreibung dafür befindet sich gerade in den letzten Zügen, sodass wir hoffen Anfang 2025 einen Träger beauftragen zu können, mit dem Ziel spätestens zum Altstadtfrühling wieder die Nachteulen in den Einsatz zu schicken“, heißt es Seitens der Stadt.